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Goldene Schale auf kurzem Fuß in Form einer römischen Patera mit zwei Reihen von zusammen 22 eingesetzten römischen Goldmünzen (darunter einige Nachgüsse). In der erhöhten Mitte eine große goldene einseitig gegossene und überarbeitete Medaille, von einem aufgesetzten Lorbeerkranz umfaßt, darauf sitzt in Relief auf einem zylindrischen mit Festons umwundenen Sockel ein kleiner Genius neben einer Schale mit Trauben. Darum die Umschrift: genio libero q patri. Unter dem Sockel eingraviert zwei umeinander gewundene Schlangen. Auf der Rückseite der Medaille die eingravierte Inschrift in Majuskeln: AUG • OLOM • SIBI • ET • GRATAE • POSTERITATI • MDVIII, darunter ein Wappenschild mit der Halbfigur eines aus Wolken wachsenden Wolfes. Außen um den Rand ist ferner folgende Inschrift eingraviert: Phoebigenum • Sacrata • Cohors • Et • Mysticus • Ordo • Hac • Patera • Bacchi • Munera • Larga • Ferant • Procul • Hinc • Procul • Este • Prophani. – Die Münzen sind auf der Innenseite der Schale mit eingravierten Lorbeerkränzen eingefaßt, an denen Ringe, sei es seitlich, sei es oben oder unten, angebracht sind; verschlungenes durch diese Ringe gestecktes gerilltes Bandwerk füllt die Flächen zwischen den Münzen aus. - Auf der Rückseite der Schale sind außer solchem Bandwerk schon reine Renaissanceornamente in Relief herausgestochen mit Palmette, Füllhörnern, Masken, Akanthusranken und Rollwerk. Die Schale hat einen flachen runden Fuß, durch den der Mittelteil der auch sonst durch starken Druck etwas verbogenen Schale emporgedrückt wurde. - Augustin Kesenbrot, genannt Olmützer, der Kanzler und Geheimschreiber des Königs Wladislaus II. von Ungarn, 1467–1513, Propst zu Olmütz, hat nach Ausweis der Inschriften im Jahre 1508 diese Schale der gelehrten Donaugesellschaft in Ofen-Pest gewidmet, einer von dem Humanisten Konrad Celtes und ihm geleiteten Vereinigung zur Wiederherstellung der Wissenschaften und Künste. Die Schale ist dadurch ein wertvolles Dokument für die Ausbreitung der Renaissancekultur in Deutschland und seinen Nachbarländern. Die nach Kesenbrots 1510 zu Olmütz eingetretenem Tod in der Hauptkirche zu Olmütz aufbewahrte Schale kam später durch Plünderung in Besitz der Tataren und darauf bei der Belagerung von Asow in den der Russen. Erst der Kanzler Augusts des Starken, Graf Wolfgang Dietrich von Beichlingen, wußte die Schale für seinen Herrn zu erwerben. Im Jahre 1845 wurde sie dann aus dem Münzkabinett in das Grüne Gewölbe überwiesen. – (Gewicht 802 g, D. 18,3 – IV. 40.)