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Typen immer nur einzelne Felder freigelassen, in die er dann aus den Zeichnungen Neuhofs stets nur einzelne ausgewählte Figuren hineinstellte. Für die andere Henkeltasse scheint Dinglinger die chinesischen Volkstypen einem anderen Reisewerk entnommen zu haben, ebenso für die vier kleineren emaillierten goldenen Tassen des Kaffeezeugs. Dinglinger ist wohl sicher der erste, der solche Typen in die mit Feinmalereien verzierten europäischen Ziergefäße eingeführt hat. Erst ein Vierteljahrhundert später folgt ihm darin der berühmte Maler der Meißner Porzellanmanufaktur nach. Er erschafft sich aber aus solchen Abbildungswerken eine eigene idyllische Welt, die sich von der chinesischen Wirklichkeit in ein Phantasieland entfernt, und folgt nur darin chinesischen Vorbildern, daß er deren weichen ungegliederten ostasiatischen Gefäßtypen treu bleibt und ohne europäisch architektonisches Gerüst seine Malereien über den ganzen Gefäßmantel ausstreut oder in einzelne Rahmenfelder einordnet. Annähernd in dieser letzteren Dekorationsweise sind aber auch schon die ohne Deckel und Henkel gelassenen vier kleineren goldenen Tassen von Dinglinger mit Emailmalerei überzogen. Eine Auswirkung seiner Kunstweise auf die Meißner Porzellanmalerei, auch schon auf die Wahl chinesischer Motive, ist also sehr wohl möglich.