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gegossenen Schienen, die dem Zweck, die Vase zu tragen, vorzüglich angepaßt sind, wozu bei ihrer Höhe die Henkelform ungeeignet gewesen wäre. Sie tragen aber auch dazu bei, um die Vase herum eine Luftzone zu bilden und sie so aus ihrer Umgebung herauszuheben. Alle diese miteinander verbundenen Vorzüge in der Gestaltung und Verzierung der Vasen zeugen von hochentwickeltem ästhetischen Taktgefühl ihres Urhebers und sie sind zugleich die glänzendsten Zeugnisse für das an den deutschen Fürstenhöfen gesteigerte Kunstempfinden, denen der Besitz solcher Werke zur Ausstattung seiner Wohnräume zum Bedürfnis geworden war (vgl. R3 651).

DINGLINGERS GOLDENES KAFFEEZEUG

Der ganz persönliche Kunstgeschmack Augusts des Starken kommt aber am klarsten zum Ausdruck an den Werken, die der berühmte Dresdner Hofgoldschmied Johann Melchior Dinglinger auf seine Bestellung und in den meisten Fällen unter seiner beratenden Mitarbeit für ihn geschaffen hat. Unter den Werken der Goldschmiedekunst, denen das Grüne Gewölbe seinen Weltruhm verdankt, stehen seine Arbeiten in erster Reihe. Der so überaus vielseitige, in allen Kunstfertigkeiten bewanderte Meister, war nicht gerade in erster Linie Silberschmied. Wenn August der Starke aber von ihm auch Arbeiten verlangte, die als Gebrauchsgefäße bisher und sonst stets als spezielle Erzeugnisse der Silberschmiede waren hergestellt worden, so erwartete er von ihm dabei doch etwas anderes, reicheres, prunkvolleres, um für seinen eigenen Bedarf das Kostbarste zu besitzen, das nur mit allen Mitteln der verschiedenartigsten Techniken, über die jener mit seinen beiden Brüdern und mit Gehilfen verfügen konnte, und mit dem kostbarsten Material zu erzielen war.

Das goldene Kaffeegeschirr Augusts des Starken wurde dem Sächsischen Kurfürsten und Polnischen König im Jahr 1701 in Warschau von Dinglinger abgeliefert. Die Summe von 50 000 Talern, die dafür zusammen mit einem Blumenkorb mit Armband, einem Spiegel und einem Schreibzeug als Kaufpreis fällig wurden, waren für August den Starken damals bei Eröffnung seines so unglücklich verlaufenden Feldzuges gegen Karl XII von Schweden sicher keine nebensächliche Summe. Doch verschwenderischster Luxus war ihm Lebensbedürfnis. Oft genug mußten ihm seine Schätze auch nach Polen nachgeschickt werden. Tafel 68–70.

Das „Kaffeezeug“ sollte mit seinen 45 Gefäßen als Schaustück der allseitigen