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Zurückhaltung in der Verzierung bewirkt. Ob Becken und Kanne später als 1719 entstanden sind, mag schwer zu entscheiden sein. Der Verfertiger dieser beiden Stücke, Joh. Erhardt Heiglin, war sicher auch der Erfinder ihrer Form und Ausstattung. Er hat auch drei Folgen von Vorlagen für Tafelservices, Toilettegerät u. dgl. in Kupferstichen im Verlag von J. J. Baumgartner herausgegeben, in denen er an ähnlich profilierten Gefäßen ebensolche Rand- und Bandmuster zeigt.

Die drei auf Tafel 64 abgebildeten Gefäße sind in ihren Formen wohl gleichfalls durch den Gebrauchszweck von Tafelgeräten bestimmt, alle drei wiederum Augsburger Herkunft.

Der in der Mitte abgebildete Weinkühler auf kurzem runden Fuß, unten ausgebaucht, nach oben leicht eingeschweift, ist gleichfalls durch Profilringe in drei Zonen gegliedert, deren mittlere blank gelassen ist. Diese hat dem Zweck angepaßte Henkel. Die Verzierung der unteren Zone hebt sich stärker vom Grund ab, als die der oberen, unten aufsteigend, oben als Gehänge. So wirkt das Ganze überaus ansprechend durch seine wohlbedachte Formengebung und einfache Ausstattung; das Gefäß scheint 1719 entstanden. Den Gegensatz hierzu bilden die beiden Deckelbüchsen. Die Form rechts zylindrisch und unten abgerundet, ebenso der flachgewölbte Deckel bekunden im Aufbau die äußerste Einschränkung. Schon in der Mitte des 17. Jahrhunderts ist diese Becherform auch bei kostbarerem Material in Gebrauch. Die vier goldenen Münzbecher für die Söhne des Kurfürsten Johann Georg I. haben sie schon. Hier wird wie dort nur die Form besser zur Geltung gebracht, indem sie auf 3 Füße gesetzt wird. Hier drei sitzende Löwen, zu denen ein steigender Löwe als Schildhalter auf dem Deckel die künstlerische Ergänzung bildet. Das Ornament erhebt dann die einfache Gebrauchsform noch weiter zum Ziergefäß, indem über den drei Löwen ausgesägte und zisilierte, eine Medaille umkleidende Vignetten aufgelegt werden, ein gleichartiges Ornament auf dem Deckel. Auf den drei Seiten des Mantels sind antike Helden eingraviert und der ganze Mantel bis zum glatten Öffnungsrand durch gravierte Ranken bedeckt. Form wie Verzierung lassen das Gefäß noch in das Ende des 17. Jahrhunderts versetzen, dazu paßt auch die Auflösung der Meistermarke CS durch den Namen des Meisters Christoph Schweiger II., gest. 1699.

Anders ist die Form der Deckelbüchse links, die über zwanzig Jahre später entstanden scheint. Die nach oben erweiterte Becherform ist durch