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von Kameen. Das Interesse für geschnittene Steine war zuerst in Italien durch die Funde antiker Stücke zur Zeit der Renaissance lebhafter geworden, das Wiederaufleben wissenschaftlicher Studien, das Eindringen in die Schriften der antiken Schriftsteller hatte dazu geführt, daß man den bildlichen Inhalt der antiken geschnittenen Steine zu erklären suchte, es entstand eine reiche Literatur über deren Sammlungen, in der aber die hohen künstlerischen Reize der Werke weniger zu Wort kamen, als ihr mythologischer oder historischer Inhalt. Der künstlerische Wert der Gemmen und Kameen und die Technik ihrer Herstellung fesselte mehr die Kunsthandwerker. Diese wußten sich mit steigendem Erfolg die Technik des Steinschneidens wieder zu eigen zu machen, anfangs wohl zur Nachahmung antiker Stücke und zum Zweck der Fälschung. Dann aber auch unabhängig von jenen Werken, doch da ja der antiken Kultur immer mehr gehuldigt wurde, blieb der bildliche Inhalt zumeist der gleiche, wie bei den echten antiken Stücken. Meist waren es Köpfe und Büsten von Göttern und Helden und von den römischem Kaisern. Das 17. Jahrhundert ist wohl die Zeit des leidenschaftlichsten Sammelns von Gemmen und Kameen gewesen und auch die Zeit, in der die Steinschneider davon kaum genug für den Bedarf liefern konnten. Vereinzelt dienten die geschnittenen Steine zur Verzierung von Ziergeräten wie Uhren und Gefäßen, in der Hauptmasse wurden sie zu Sammlungen vereinigt. Das Münchener Münzkabinett besitzt eine umfangreiche Sammlung sowohl antiker wie neuerer geschnittener Steine. In auffallendem Gegensatz zu München fehlt eine solche Sammlung in Dresden. Der Grund liegt darin, daß in Dresden August der Starke, der ihren Wert wohl zu schätzen wußte, die Steine nicht in Kästen aufspeichern wollte, sondern sie als Schmuck kostbarer Kabinettstücke vor Augen haben wollte. Die Werke Dinglingers sind hierfür sprechende Zeugnisse. Melchior Dinglinger nennt sich selbst auch Steinschneider: gemmarum operis artifex. Neben ihm werden in Dresden auch noch andere Steinschneider genannt, die meist sogar für ihn arbeiteten. Aber auch durch Ankäufe von anderer Seite suchte sich der für alle Zierkünste interessierte Kunstliebhaber solche Werke zu verschaffen, sie wurden ihm von Dresdner Händlern und Juwelieren angeboten, vielleicht schon hergestellt in Hinblick auf seine bekannte Sammelleidenschaft. So ist der Pokal mit der Athenabüste aus Bergkristall als Krönung auf Tafel 56 von dem Dresdner Hofjuwelier Neßler an ihn verkauft worden, doch ist die Silberarbeit und Fassung der Steine laut der Marke in Augsburg hergestellt. Über