Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/13

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

haben kreisen lassen, nicht wenig gelehrte Erinnerungen mögen bei dem Betrachten der römischen Kaiserbildnisse lebendig geworden sein und der Bewunderung des klassischen Altertums dichterischen Ausdruck verliehen haben. Auch mag der Genius loci Ofens und der Humanistensitze zu Prag und Brünn nicht weniger feucht gewesen sein, als der zu Heidelberg. Als Werk des Kunsthandwerks betrachtet ist an der Schale zunächst bemerkenswert, daß sicher nach dem Willen ihres Stifters ihr die Form einer antiken Patera gegeben worden ist. Ebenso auch ihr Schmuck der Mitte, der mit seinem Genius auf dem festonsgeschmückten Sockel schon ein reines von Italien übernommenes Renaissancemotiv nicht ungeschickt aufnimmt und wiedergibt. Die Ornamentik, die im Inneren die römischen Kaisermünzen umzieht, umrahmende Lorbeerkränze durch verschlungene Bandrollen verbunden, ist aber noch nicht renaissancemäßig. Die Bandverschlingung ist ein uraltes germanisches Motiv, das in der Spätgotik noch vielfach verwendet wurde. Während die Innenseite diese nur graviert enthält, hat die Außenseite die Ornamente reliefmäßig ausgestochen. Der flache Fuß ist nur durch eine schmale gerillte Hohlkehle über dem breiteren Standring gegliedert.

Die Schale hatte durch Druck ihre Form nicht rein bewahrt, die Mitte war nach oben gedrückt und ist erst kürzlich wiederhergestellt worden. Auch sind die eingepaßten Aurei, die allerdings schon durch diese Verwendung, soweit sie nicht nachgegossen sind, an numismatischem Wert verloren haben, auf den Rückseiten dadurch entstellt, daß sie wohl nicht schon von dem Urheber der Schale, sondern erst in Judenhänden durch rohe Feilstriche abgeplättet wurden. Da nun ihr Stifter zwar wohl erst als ungarischer Kanzler die Schale hat herstellen lassen, so ist doch nicht ausgeschlossen, daß ein Goldschmied seiner Vaterstadt Olmütz, in die ihn sein Kirchenamt als Propst noch öfter mag zurückgeführt haben, die Arbeit ausgeführt hat. Zu jener Zeit war ein Kupferstecher Wenzel von Olmütz als Kopist nach Schongauer und Dürer dort tätig. Gerade die Kupferstecher sind aber damals zugleich auch vielfach als Goldschmiede beschäftigt gewesen. Es ist also nicht gerade ausgeschlossen, daß wir an ihn als den Hersteller der Olmützer Trinkschale zu denken haben.

Um dieselbe Zeit, in der August dem Starken ein so kostbarer Besitz seiner Schatzkammer zufiel, erhielt er auch ein anderes noch schwereres goldenes Trinkgefäß, das gleichfalls ein wichtiges geschichtliches Dokument ist, wenn auch ganz anderer Art. Es ist ein Geschenk Peters des Großen an August