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der Wunsch, im Jordan die Taufe zu empfangen bei vielen rege (Rietschel, Liturgik, S. 41), so bei Konstantin dem Großen. Es wird auch berichtet, daß die sächsischen Kurfürsten von ihren Pilgerfahrten nach Jerusalem Wasser aus dem Jordan nach Hause brachten, um es hier zur Taufe zu verwenden. Will man den Ort des Wunders im Jordan für die Wahl des Bildes nicht als entscheidend ansehen, dann bleibt noch der durch das Bild gegebene Hinweis auf den Ursprung der Taufe durch den heilkräftigen Erfolg von Waschungen in reinem Wasser, die schon im Alten Testamente vielfach vorgeschrieben und auch als symbolische gottesdienstliche Handlungen angewendet wurden, so insbesondere als Sinnbild des Übergangs von heidnischer Unreinheit zu dem heiligen Bundesvolk.

Die Szene auf dem Randfelde links von dem Mittelbild versinnlicht den Taufbefehl Christi, Matth. 28, 19. Der Ort der Handlung liegt hier vor dem Tore einer Stadt, während der auferstandene Jesus die Jünger auf einen Berg in Galiläa beschieden hatte, (nach dem Ev. des Markus 16, 14–16 in einem Zimmer). Noch eine andere Abweichung läßt die Deutung wohl unsicher erscheinen, doch habe ich eine andere Erklärung nicht finden können. Zudem würde es ein Fehler sein, wenn Christi Taufbefehl an dem Becken nicht zur Darstellung gekommen wäre. Bei Matthäus heißt es: „Jesus trat zu ihnen, redete mit ihnen und sprach: ‚Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin, und machet zu Jüngern alle Völker, indem ihr sie taufet auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes; und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Die Haltung und Bewegung der Arme läßt auf eine solche Rede und Aussendung der Apostel schließen. Da steht links auf dem Feld eine Gruppe von Männern in kurzen Überhängen und Kopfhauben, die offenbar darauf warten, daß man zu ihnen komme. An den drei vorderen voll sichtbaren Gestalten bemerkt man, daß sie Klappern in den Händen haben. Wenn die Ausführung deutlich genug sein soll, so erkenne ich an den Männern hohle Augen und Wangen und abgestorbene Nasen. Dann müssen also Aussätzige dargestellt sein, die durch ihre Klappern wegen der damit verbundenen Ansteckungsgefahr das Herantreten Gesunder verhindern sollen, die auffällige Tracht würde aus dem gleichen Umstand zu erklären sein. Auch könnte die Abwendung des bärtigen Apostels neben Christus darauf gedeutet werden, daß der Auftrag zunächst dessen Widerstreben verursacht hat.