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Dazu kommt nun noch die bildliche Ausstattung der Ränder der drei Teller, die in ihrer Vereinigung das Taufbecken bilden. Aus dieser werden durch die besondere Umrahmung und durch die mit den größeren Füllungen übereinstimmende Silberfarbe die Mittelschilder jedes Teiles herausgehoben. So haben diese also auch vor den übrigen Randszenen den Vorrang. Das Bild unter dem Mittelfeld enthält eine Szene, die nicht anders als die Heilung des Aussätzigen Syrers Naeman vom Aussatz im Jordan durch den Propheten Elisa gedeutet werden kann, die seine Bekehrung zu dem Gott Israels zur Folge hatte. Die Taufe des Kämmerers aus dem Mohrenland (A. G. 8. 38) kann nicht damit gemeint sein, denn dann müßte der Täufer mit dem Täufling im Wasser stehen. Hier aber steht der Mann allein im Flusse und wendet sich der Gruppe zweier am Ufer stehenden Männer zu, mit dem einen im Gespräch verbunden. Links steht ein Reitpferd mit Knecht, in der Ferne rechts Reisewagen mit Begleitung, so läßt sich also an den Feldhauptmann des Königs von Syrien denken, der im Land Israel von seinem Aussatz Heilung suchte. Wenn auch Elisa bei der siebenmaligen Waschung des Syrers im Jordan, die er ihm anempfohlen hatte, damit er rein würde, nicht zugegen war, so läßt doch die künstlerische Freiheit der Darstellung zu, daß wir bei den beiden vornstehenden Männern an den Propheten Elisa und seinen Knecht Gehasi denken. Der zuerst ungläubige Feldhauptmann, der die Wasser in Damaskus besser denn alle Wasser in Israel hält, ward von seinen Knechten dazu überredet, das geringfügige Gebot zu erfüllen. „Da stieg er ab und taufte sich im Jordan siebenmal… und ward rein.“ Durch diesen Erfolg seiner Waschung im Jordan wird Naeman zu dem Glauben bekehrt, „daß kein Gott ist in allen Landen außer in Israel.“

Man kann also in der Wahl dieses Ereignisses einen Hinweis darauf erblicken, daß, wie die Selbsttaufe des ungläubigen Syrers im Jordan durch ihre Wirkung erst in diesem den Glauben gepflanzt hat, so auch in den Kindern, die noch ohne Glauben zur Taufe gelangen, in magischer Weise der Glaube erwirkt werde. (G. Rietschel, Liturgik, S. 110.) Es kann aber auch die Wahl der Darstellung dadurch begründet gewesen sein, daß die Wirkung der Waschung durch den Jordan erfolgt ist, zu dem ja auch Johannes aus der Wüste kam, um zu taufen. Wenn auch Luther keinen Unterschied machte in dem Wasser, das zur Taufe verwendet wurde, und in der alten Kirche alle Orte, die Wasser darboten, als zur Taufe geeignet angesehen und benutzt wurden, so war doch