Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/114

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

worden. Die Berechtigung dazu erblickte sie in der Taufeinsetzung durch Christus, Matth. 28, 18 ff., und in dem Evangelium der Kinder, Mark. 10, 13 ff.

So war also für den bildlichen Schmuck der Taufschüssel, den die dem Range nach den drei Schüsselbildern folgenden Bilder der angefügten Hochfelder fortsetzen, zunächst eine Darstellung dieser Kinderszene angebracht. Diese befindet sich auf dem links von dem Mittelfelde am Rande eingefügten Felde. Die Darstellung steht völlig im Einklang mit dem Bericht des Markus.

Die nächste dieser drei Darstellungen ist die Auferstehung Christi. Diese ist gewählt wegen der Zueignung seines Todes an die Täuflinge. So sagt Paulus in seinem Brief an die Römer 6, 3: „Wisset ihr nicht, daß alle, die wir in Jesum Christum getauft sind, die sind in seinen Tod getauft.“ Das (ursprünglich die Taufe bildende) Untertauchen in das Wasser gilt als Kreuzigung und als ein mit Christo Begrabenwerden, das Wiederauftauchen als Lebensgemeinschaft mit dem Auferstandenen. Wie dieser der Sünde gestorben ist, so sind die Täuflinge von der Macht der Sünde erlöst und in einen neuen Lebenszustand versetzt, der sie durch die Gemeinschaft mit Christus befähigt, in einem sittlich neuen von der Macht der Sünde freien Leben zu wandeln, das ihnen die Hoffnung gibt, das unvergängliche Leben des Auferstandenen zu teilen. So wird auch in dem dritten Hochfeld die Auferstehung von den Toten gezeigt und das Jüngste Gericht. Darauf verweist Markus 16, 16, wo Jesus nach seiner Auferstehung sich den Jüngern offenbart und spricht: „Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden, wer aber nicht glaubet, der wird verdammt werden“, weil, wie Paulus an die Römer schreibt, 6, 14, die Gläubigen nicht unter der Sünde stehen, sondern unter der Gnade, welche die Macht der Sünde über sie durch die Taufe auf den Tod Christi gebrochen hat und sie zu einem neuen sittlichen Leben befähigt hat. (Vgl. Holtzmann Hand-Commentar zum N.T., Freiburg i. B., 1892, S. 132.) Unter Hinweis auf jene Verheißung Christi antwortet darum Luther auf die zweite Frage, „Was gibt oder nützet die Taufe?“: „Sie wirkt Vergebung der Sünden, erlöset vom Tode und Teufel und gibt die ewige Seligkeit allen, die es glauben.“ Die Vorstellung von dem Jüngsten Gericht stand hiermit nicht in direkter Verbindung, sie muß aber dem Künstler als Mittel dienen, die ewige Seligkeit der gläubigen Christen im Bilde vorzustellen.

Alle diese Bilder stehen also mit der Taufe selbst in engem Zusammenhang.