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einverstanden gewesen sein. Daß die Gruppe des Gießers auch schon bei Erfindung der Dreipaßform des Taufbeckens mit in Rechnung gestellt war, obwohl sie die letzte der Jahreszahlen – 1617 – trägt, während wie schon erwähnt das Taufbecken nach den Jahreszahlen 1613 bis 1615 hergestellt wurde, – das beweisen die um das Mittelfeld des Beckens eingerichteten Plätze für die Aufstellung des Gießers mit seinen drei durch Delphine gebildeten Füßen.

Vielleicht kann zur weiteren Erklärung für die nochmalige Darstellung der Taufe Christi in der Gießergruppe ein scheinbar nebensächlicher Umstand dienen. Der Baumstamm, an den sich Johannes anlehnt, ist nicht in erster Linie entstanden, um dem Johannes als Stütze zu dienen oder das Taufwasser in sich aufzunehmen. Er ist ein abgestorbener Stamm auf steinigem Boden, ohne Äste, Zweige und Laubwerk – er ist Symbol des Judentums –, um den sich ein Weinstock – das Symbol der christlichen Kirche – emporwindet. An seinem Fuß liegt eine Axt. Johannes der Täufer aber predigte (Luk. 3, 3 ff.) die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden. Den Israeliten, die zu ihm kamen, sich taufen zu lassen, antwortete er: „Sehet zu, tut rechtschaffne Früchte der Buße; und nehmet euch nicht vor, zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken. Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt; welcher Baum nicht gute Früchte bringet, wird abgehauen und in das Feuer geworfen.“ Denen die ihn für Christus hielten, antwortete er (Luk. 3, 16): „Ich taufe euch mit Wasser; es kommt aber ein Stärkerer nach mir, dem ich nicht genugsam bin, daß ich die Riemen seiner Schuhe auflöse; der wird euch mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufen; in desselbigen Hand ist die Worfschaufel, und er wird seine Tenne fegen, und wird den Weizen in seine Scheuer sammeln, und die Spreu wird er mit ewigem Feuer verbrennen.“ Wenn man sich dieser Worte des Johannes erinnert, dann wird man dieser Gruppe auch eine höhere Bedeutung beimessen und man wird die Vergegenwärtigung der Taufe Christi in der allen Bilddarstellungen des Taufbeckens überlegenen vollrunden Gruppenbildung ihre Berechtigung zuerkennen. Nicht, daß Christus sich taufen ließ, „um alle Gerechtigkeit zu erfüllen“ (Matth, 3, 15), d. h. weil er einen irdischen Leib erhalten hatte – das wurde schon auf einem der drei Rundfelder gezeigt, – ist das Wesentliche an dieser Gruppe, sondern der Hinweis auf die Wirkung der christlichen Taufe und auf Christus selbst,