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ausgestattet wurde. Das über dem Mittelfeld angefügte Hochfeld wurde darum dann auch nicht mit dem Gekreuzigten ausgefüllt, wodurch eine Konkurrenz mit der Bedeutung des Mittelfeldes entstanden wäre, sondern mit der Auferstehung Christi, die die für den Täufling wichtigste Gnadenwirkung vor Augen rückte.

Die Taufhandlung, die in den frühesten Zeiten ein Untertauchen des ganzen Körpers in fließendes Wasser voraussetzte, und mit der durch Handauflegen die Überleitung des heiligen Geistes verbunden war, wozu noch andere symbolische Handlungen hinzukamen, war schließlich auf ein sinnbildliches Übergießen des Täuflings am Hinterkopf und auf das Aussprechen der Taufformel eingeschränkt worden. Wesentlich war hierbei das Wort Gottes, das der Täufer verkündete, die dadurch bewirkte Überleitung des Geistes Christi in den Täufling, „denn ohne Gottes Wort ist das Wasser schlecht Wasser und keine Taufe“ (Luther). Die dieser heiligen Handlung zugeschriebene Wirkung kommt in der Schlußformel Luthers zum Ausdruck: „Der allmächtige Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi, der dich anderweit geboren hat, durchs Wasser und den heiligen Geist, und hat dir alle deine Sünde vergeben, der stärke dich mit seiner Gnade zum ewigen Leben. Fried mit Dir. Amen.“ Für diese kirchliche Zeremonie war nicht mehr, wie noch im Mittelalter, ein Untertauchen erforderlich und darum war an die Stelle des Taufkessels die Taufschüssel getreten, die um so leichter zur allgemeinen Geltung kam, als die Taufe nicht als eine gottesdienstliche Gemeindefeier, sondern als eine nur das Kind und seine Paten betreffende Handlung betrachtet wurde. Daß aber die kurfürstliche Familie ihre eigene Taufschüssel sich herstellen ließ und nicht die Geräte der Kirche in Gebrauch nahm, das war wohl durch die Einrichtung einer Hauskapelle und die Einführung der Haustaufe hervorgerufen. Ein bestimmter Anlaß für die Herstellung der Schüssel scheint nicht darin bestanden zu haben, daß Kurfürst Johann Georg eine kinderreiche Familie hatte, denn die meisten seiner Kinder sind vor der Vollendung unserer Taufschüssel zur Welt gekommen und getauft worden. Vielmehr scheinen mir die verschiedenen Jahreszahlen, die der Hersteller der Taufschüssel und seines Gießers an einzelnen Teilen seinem Monogramm hinzugefügt hat – 1613, 1614, 1615 und (am Gießer) 1617 – darauf hinzudeuten, daß das Herrannahen des Jubiläums der Augsburgischen Konfession den Kurfürsten zu der Bestellung veranlaßt hat.