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Ein sächsischer Meister, der hier schon tätig war und ganz Hervorragendes geleistet hatte, ehe Dattler nach Dresden kam, und der gerade auch eine ganze Reihe der besten gegossenen Bildnismedaillen des Kurfürsten Johann Georg I. und seiner Angehörigen ausgeführt hat, Daniel Kellerthaler, hat doch in künstlerischer Hinsicht ungleich größeren Anspruch auf Beachtung durch seine Arbeiten als Silberschmied. Auch er hat einige Silberreliefs getrieben, die lediglich als Bilder betrachtet sein wollen. Ein kleines, 11x8,5 cm großes Relief in achteckigem dünnen Goldblech getrieben, in Elfenbeinrahmen, trägt sein Monogramm und die Jahreszahl 1626 seiner Herstellung; es enthält die Anbetung der Hirten vor einer Hütte (Tafel 41). Größere in Weißsilber getriebene Reliefs zeigen den Evangelisten Johannes, hinten die Legende vom hl. Georg, von 1629 (I, 13), die Taufe Christi von 1636 (I, 24) und die Anbetung der Hirten unter einer Engelglorie von 1637 (Tafel 47). Diese größte seiner getriebenen Bilddarstellungen läßt neben ausgezeichneter technischen Schulung seine künstlerischen Ideale sehr gut erkennen. Diese waren, wie damals fast allgemein in Deutschland, von der römischen Kunst bestimmt. Die Maler, die in Italien den Kanon der schönen Form in sich aufgenommen hatten und in verallgemeinerten Formentypen ihre wohlabgewogenen Kompositionen nach allen Regeln einer akademischen Kunst zum Ausdruck brachten, diese genossen damals das allergrößte Ansehen, ihre Werke wurden durch Kupferstiche überallhin verbreitet. Besonders in Prag, am Hof Kaiser Rudolfs II., hatten die Maler mit dieser von fremder Kunstweise abgeleiteten Kunst die größten Erfolge, daneben auch in München. Am sächsischen Hof zu Dresden sind dagegen in der Malerei keine bemerkenswerten Vertreter dieser gerade an den deutschen Fürstenhöfen herrschenden Kunstrichtung aufgekommen. Der Grund scheint darin zu liegen, daß die sächsischen Kurfürsten schon seit Kurfürst August für alle Werke des Kunsthandwerks ein ungleich größeres Wohlgefallen betätigten, als für Werke der hohen Kunst. So ist in der Architekturausstattung und in der Plastik in Sachsen ein Denkmal des Italismus jener Zeit entstanden, die Grabkapelle des Wettiner Fürstenhauses im Dom zu Freiberg, von dem nach Sachsen schon von Kurfürst August berufenen Oberitaliener Giovanni Maria Nosseni (1544–1620), mit ihren von Carlo de Cesare gegossenen Statuen. Sein Nachfolger, der sächsische Hofbildhauer Sebastian Walther (1574–1643), folgte in seinen Werken gleichfalls dem Kultus der schönen Form. Auf den gleichen Bahnen entwickelt