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Gegensatz zu diesem reich entwickelten Unterbau ist der Deckel ziemlich einfach gehalten. Bocksfüßige Bügel finden wir auch an silbernen Pokalen des Nürnberger Meisters Abraham Tittecke, doch ist der Zusammenhang damit zu lose, um daraus auf diesen schließen zu können. Wir haben nicht einmal genügend Anhalt dafür, um auf eine Nürnberger oder auch nur eine deutsche Arbeit schließen zu können.

Wie international zu Anfang des 17. Jhdts. die Motive der Silberarbeiten verbreitet waren, zeigt gerade der letzte der drei Kokosnußpokale auf Tafel 70. Er ist durch seine Marke als die Arbeit eines Amsterdamer Silberschmieds festzustellen. Die schlanke Eiform der Nuß hat den Aufbau des Bechers beeinflußt, der insbesondere durch den hohen Deckel bestimmt wird. Der Becher ist in reifen Renaissanceformen gestaltet und verziert, an dem Deckel ist ähnlich wie an gotisierenden Pokalen das Motiv des Fußes wiederholt, indem auf diesen eine ähnliche Vase gestellt ist, wie die als Schaft dienende Vase des Fußes, als Krönung dient dann noch eine weibliche Figur mit Lanze, deren Bedeutung zweifelhaft scheint. Im Gegensatz zu den drei alttestamentlichen geschnitzten Szenen der Nuß ist der Deckel und Sockel mit drei gelagerten antiken Gottheiten verziert und die Hermen-Schienen der Fassung haben Löwenköpfe. Der Silberschmied hat also durch den Inhalt der Schnitzerei seiner Phantasie keine Schranken auferlegen lassen. Der Stempel verweist die Arbeit noch in die Mitte des 16. Jhdts., für die an der Fassung entwickelten Formen in Holland eine auffallend frühe Zeit.