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dem umfangreichen Gefäß mit hohem Mundrand eine etwas zu schwache Vase als Schaft über flachem Fuß gebildet. Als Urheber des Stückes scheint der für den Dresdner Hof vielbeschäftigte uns schon bekannte Leipziger Meister Elias Geyer anzusehen zu sein, von dem wohl auch, nach der Übereinstimmung der Schienen und der Gravierung zu schließen, der Pokal Tafel 69, 1 herrührt, dessen in den Schaft gestellte Vase schon einen so reichen Reliefschmuck erhalten hat, daß dadurch die Form völlig verdeckt wird, während der Pokal selbst in guten Verhältnissen aufgebaut ist und darin den bestentwickelten Straußeneipokalen der Nürnberger Meister nicht nachsteht. Ein Menschenalter später hat der Dresdner Meister Friedrich Klemm in seinem zierlichen Kokosnußpokal schon auf die reiche Schienenfassung verzichtet, die gedrückte Kugelform der Kokosnuß in ihrer besonderen Art kaum durch die Deckelbildung aus derselben Nuß verändert und auch durch die beiden Kinder, das eine als Tragfigur, das andere als Krönung, dem Pokal einen schlanken geschmackvollen Aufbau zu geben vermocht (Tafel 69, 3).

Gegenüber diesen Pokalen ist den drei Kokospokalen der Tafel 70 schon durch Bildschnitzerei der Oberfläche der Nußschale eine reichere Wirkung gegeben. So ist auch an dem ersten dieser Pokale auf eine reichere Verzierung des Sockels und Deckels verzichtet, ebenso auch der Schienen und der Hauptwert auf die halbknieende Tragfigur und den krönenden Putto gelegt, ähnlich wie an dem vorangegangenen Stück. Vermutlich haben wir bei den beiden Figuren an den Nürnberger Meister Hillebrand zu denken, sie überragen an der lebendigen und natürlichen Körperhaltung die ähnlich aufgebauten anderen Pokale. Die Schnitzerei der Kokosnuß, bei der schon durch die Einteilung in Felder auf Schienenfassung Rücksicht genommen war, ist dem Silberschmied von anderer Hand geliefert worden. Das ist auch der Fall bei dem mittleren Kokosnußpokal von Tafel 70, der mit drei Szenen aus dem Leben des verlorenen Sohnes in Relief geschnitzt ist. Die Silberarbeit daran ist leider ohne Stempelung gelassen, sie ist in Aufbau und Verzierung durchaus selbständig entwickelt, sowohl in dem durch eine schmale Kehle gegliederten Fuß, wie in der Vase mit schlankem Hals, als auch in der darüber stehenden breiteren Schale. Diese Glieder haben zudem durch die Fratzen auf Rollwerkschilden des Fußes, wie durch die bocksfüßigen Bügel der Vase, als auch durch die aus der Schale herausragenden Köpfe einen eigenartigen und wirkungsvollen Schmuck erhalten, dem auch die Ornamentik der schmalen Schienen sich anschließt. Im