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Farbe, die auch heute noch nicht erzielt werden kann, auf Tafel 63 abgebildet. In den meisten öffentlichen deutschen Sammlungen sind solche Rubingläser anzutreffen.

Neben allen zu Gefäßkörpern verarbeiteten Naturerzeugnissen und Werken der technischen Künste haben von alters her die Straußeneier und die Kokosnüsse in der Herstellung von Ziergefäßen sich ununterbrochener Beliebtheit zu erfreuen gehabt. Von ihrer künstlerischen Ausgestaltung während des Mittelalters erhalten wir aus den Heiligtumsbüchern des 15. und 16. Jhdts. eine Vorstellung. Ihre fertig vorgefundene regelmäßige Form ist sicher der stärkste Anreiz dazu gewesen, sich ihrer zu bedienen. Wenn man sie durchsägte, hatte man schon ein Gefäß mit Deckel zur Hand, es bedurfte nur einer beliebigen Fassung, um diesem Standfestigkeit und Verschluß zu geben. Bei den Straußeneiern konnte an den Gefäßen selbst wenig geändert werden, ihre dünne Wand gestattete nur schwache Verzierungen durch Gravierung; Beispiele hierfür, doch ohne Fassung, sind auch im Grünen Gewölbe vorhanden. Daneben konnte auch Bemalung hinzukommen, die aber seltener anzutreffen ist. Die stets gleichmäßige Form des Straußeneies gewährte dazu der Phantasie nur geringen Spielraum zur Entfaltung. So wurden sie zumeist unverändert übernommen und der mit ihnen gebildete Deckelpokal auf hohem Schaft erhielt nur geringe Varianten. Der ovale Umriß des Straußeneies wurde entweder nur wenig durch die Randfassung des Gefäßes und seines Deckels verändert, oder aber durch einen dem Gefäß aufgesetzten nach außen geschweiften Mundrand unterbrochen. Der Fassung des Deckels wurde, durch Schienen verbunden, zumeist eine in verschiedener Form gebildete Krönung gegeben. Die Mundrandfassung des Gefäßes erhielt oft noch einen herabfallenden Saum und dieser wurde dann durch Schienen mit der tragenden Schale des Schaftes verbunden. Die Entwicklung der Schienen folgt dem Zug der Zeit, sie sind zuerst rein ornamental, dann mit hermenartigen Figuren in Relief verziert. Ebenso sehen wir auch an den früher entstandenen Pokalen die durch Bügel und Köpfe oder Büsten verzierte Vase des Schaftes später abgelöst durch tragende Figuren, mögen diese stehen oder knieen, mögen sie mit erhobenen Händen das Gefäß tragen oder es an einem Ast gleich wie eine große Frucht tragen. In Nürnberg scheint man in dieser Entwicklung vorangegangen zu sein, wie aus dem Bestand des Grünen Gewölbes der Pokal (Tafel 65, 1) von Nicolaus Schmidt vom Ende des 16. Jhdts. annehmen läßt, dem sich der Pokal der