Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 1.pdf/71

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

offenen Ranken den Nautilus, dessen Rücken von einem Drachen gekrönt wird. Die Gruppe des Fußes soll schon aus dem 16. Jhdt. stammen und die Fassung 1724 in Dresden erneuert worden sein. Es ist wohl möglich, daß die Gravierung der Muschel mit Motiven, die an den Maler Hans Bosch erinnern, zu der grotesken Fassung veranlaßt hat, die vermutlich doch von dem Dresdner Meister des 18. Jhdts. herrührt.

Die Bildung von Ziergeräten in Gestalt von Segelschiffen mit ihrer Bemannung und all den Einzelheiten der Ausrüstung war schon bei der Goldschmiedekunst des 16. Jhdts. nicht unbekannt. Wir haben schon ein Beispiel mit einem Kiel aus Bergkristall (Tafel 7) kennengelernt. Es lag nahe, gerade auch Muscheln zu dem Bauch von Schiffen zu verarbeiten, zumal sich ja auch die Nautilusmuschel mit ihren symmetrischen Hälften dazu gut eignet. Man führte um die Muschelöffnung den breiten silbernen Rand als Schiffsreeling rings um die Muschel herum, so daß ihr gewölbter Rücken an Bord des Schiffes den Platz des Kartenhauses einnahm. Ein knieender Wassergott mußte als geeignetster Träger des Schiffes erscheinen. Der begabte Nürnberger Meister Jürg Ruel hat das auf Tafel 51 abgebildete Schiff mit besonderer Vollkommenheit gestaltet. Derselbe Meister hat den Perlmutterglanz wohlgeformter Muschelschalen auch zu einer elegant entwickelten flachen sog. Pilgerflasche zu verwenden gewußt (Tafel 50, 3) und noch durch aufgesetzte Schmuckstücke mit Farbsteinen deren Kostbarkeit und künstlerischen Reiz erhöht. Ein anderer Nürnberger Meister hat die Nautilusmuschel in ähnlicher Weise zu einem Segelschiff verarbeitet, dabei aber das Schiff auf vier Räder gestellt, was dann auch mehrfach wiederholt wurde (Tafel 50, 1). Ebenso wurde auch die Form des von einem Triton getragenen Schiffes anderwärts fortgebildet, wofür zwei Stücke des Torgauer Goldschmiedes Samuel Lormann als Belag dienen (Tafel 52), die aber hinter der reicheren Bildung des Nürnberger Meisters zurückstehen.

In der Gruppe dieser Pokale mit Nautilusmuscheln und Seeschnecken nehmen drei Stücke künstlerisch den höchsten Rang ein. Die beiden ersten sind zwei von einem Triton und von einer Nereide getragene Seeschnecken, als Gegenstücke gebildet, die Körper dieser beiden aus Silber gegossenen, vergoldeten Gestalten schon mit ihren zum Tragen erhobenen Armen und den verschlungenen Fischschwänzen von lebendigster Gestaltung erfüllt, doch von nicht minder großem künstlerischen Vermögen die Verzierung der beiden