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wurden und als Kiemen des Fischrachens wirkten. Ähnlich eigenartig ist auch der Pokal Tafel 43, 3 mit dem Kopf eines Fischungeheuers ausgestattet und der Schaft um eine Sphinx bereichert, die die Vase auf ihrem Rücken trägt. Vielleicht sind diese beiden ohne Marken gelassenen Pokale dem gleichen Olmützer Meister zuzuschreiben. In dem Ersatz des Schaftes durch eine die Muschel tragende Figur, der zu Ende des 16. Jhdts. bei den deutschen Pokalen beliebt wurde, weicht auch der Pokal Tafel 43, 1 von dem üblichen Schema ab, indem ein auf einem Seedrachen reitender Amor die Muschel zu tragen hat. An diesem Pokal ist auch der Besatz des Rückens und der Deckel in eigenartiger Weise und in breiten Formen durch Fratzen und durch einen gelagerten Neptun gebildet. Die Marke ist nicht so deutlich, daß daraus der Ort der Entstehung sicher festzustellen wäre, vielleicht war es Hamburg. Es scheint, daß dieser Pokal und die drei zuvor aufgeführten Stücke die Eigenart ihrer künstlerischen Gestaltung dem Umstand zu danken hatten, daß sie nicht an einem der Hauptsitze der deutschen Goldschmiedekunst hergestellt wurden.

Der Hauptort für die Herstellung dieser Muschelpokale war offenbar Nürnberg, wo das Zusammenwohnen vieler miteinander wetteifernder Meister die Ausbildung und Übernahme gewisser gleichartiger Formen begünstigte. Hier hatten die Silberschmiede schon bei dem neben den Pokalen in Renaissancegliederung fortdauernd beibehaltenen Typus des gotischen Buckelpokals mit dem oft naturalistisch gebildeten Schaft oft eine tragende, stehende Figur vereinigt. Die ganz in Silber ausgeführten Renaissancepokale brachten dann den Aufbau von Fuß und Schaft in wagrecht übereinander geschichteten Gliedern, deren Hauptteil an Stelle des Knaufs die Vase wurde. Bei dem Ersatz der silbernen Cuppa durch Straußeneier, Kokosnüsse und Muscheln treten mehr und mehr tragende Figuren an Stelle der Vase. Bei den allseitig symmetrischen Formen des Straußeneies und der Kokosnuß war hierzu das ästhetische Verlangen geringer, als an den Muscheln. Die Figuren verdrängen schließlich die Vasen völlig. Sie erhalten zumeist einen etwas höheren Sockel, dessen Verzierung mit Treibarbeit oft Seewellen und Seetiere oder Pflanzenboden mit Insekten aufweist zur Charakterisierung des Bodens, aus dem die Figuren stammen. Die Wahl wechselt zwischen Tritonen und Nereiden oder exotischen Volkstypen Tafel 44, 2; 45, 2; bzw. 44, 3; 45, 1 und 3; 47, 1. In der Regel wird ein solcher Neger oder Indianer knieend dargestellt. Der der Nürnberger Kunstweise nahestehende Leipziger Meister Elias Geyer übernimmt den Triton