Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 1.pdf/65

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ein aufgeheftetes Gefieder aus gravierten Perlmutterplättchen; dabei haben die Tiere noch einen uns unverständlichen Schmuck durch auf das Gefieder aufgesetzte Rosetten mit Farbsteinen erhalten. Die Zierfreude der Renaissance war eben nicht zufrieden damit, die Sockel mit solchen Zutaten zu bereichern und machte hierbei auch bei der Naturnachahmung der Tiere nicht halt (Tafel 33). Wir beobachten das gleiche Verfahren an den Renaissance-Anhängern in Tiergestalten, bei denen Farbsteine in Kastenfassungen direkt auf dem Fell eines Pferdes oder Hirsches aufsitzen.

Ungleich häufiger als jene Tierfiguren mit ihrem Gefieder aus einzelnen Plättchen finden wir solche aus vergoldetem Silber im Verein mit dem ganzen Gehäuse von Seeschnecken gebildet. Derselbe Nürnberger Meister Hillebrand hat einen Hahn und eine Henne hergestellt, bei denen der Körper aus dem spiralig gewundenen Gehäuse des Nautilus (Perlboot und Schiffsboot) gewonnen ist (Tafel 34). Das Gehäuse dieser Weichtiere aus den südasiatischen Meeren zeigt, wie erwähnt, erst nach Entfernung der oberen Schichten, die oft schon an den Fundorten vorgenommen war, seinen Perlmutterglanz. Oft auch sind nur Teile der oberen beiden Schichten fortgenommen und damit ist eine rotbraune Musterung auf milchweißem Grunde erreicht, gelegentlich sind dabei auch figurale Darstellungen auf der Oberfläche in dünnem Relief geschnitten. Hier hat der Meister die beiden Nautilusmuscheln unbekümmert um ihre exotische Musterung zu den Tierkörpern verwendet. Ebenso hat er auch die beiden silbernen Teile der Tiere, zwischen denen die Muschel sitzt, durch ornamental und figural belebte Schienen verbunden. In gleicher Weise ist von ihm die Figur eines Schwans gebildet (Tafel 35, 1), dessen Nautilusgehäuse, wie zumeist, bis auf die Perlmutterschicht abgeschliffen ist. Daß andere Silberschmiede ihm auf diesem Weg bald nachfolgten, davon ist der Pelikan auf Tafel 35 des Nürnberger Meisters Christof Kunad, Meister 1603, ein Beispiel. Ein anderer Nürnberger, vielleicht auch Dresdner Meister hat auf diese Weise einen Pfau gebildet (Tafel 36, 1). In Torgau haben um diese Zeit, wohl infolge der Tätigkeit der Meister für den Dresdner Hof mehrfach die auswärts vorgebildeten Formen von Ziergefäßen als Vorbilder zu solchen Arbeiten gedient. So hat der Pelikan (Tafel 35) die Marke eines Torgauer Meisters. Auch in Braunschweig lebte ein Meister, falls die Marke richtig gedeutet ist, der zu den Tieren dieser Art im Grünen Gewölbe einen Hahn beigesteuert hat (Tafel 36). Unbekannten Ursprungs ist der Schwan (Tafel 34). Gelegentlich