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wohlbedachte künstlerische Absicht durchgeführt. Entsprechend dem Inhalt des Reliefs mit Szenen aus der Passion Christi ist der geschweifte Deckel mit der Auferstehung Christi in Freifiguren gekrönt. Der Meister hat von Hamburg aus einen großen Kundenkreis zu bedienen gehabt und in der Goldschmiedekunst verhältnismäßig frühzeitig der Stadt Hamburg eine selbständige Bedeutung gegenüber deren Hauptsitzen zu verschaffen gewußt. Doch aber scheint seine Kunstweise von Nürnberg ausgegangen zu sein. Wir besitzen von ihm den Entwurf zu einer Schubkarrengruppe mit dem Freßnarr, der ohne die Kenntnis der gleichen Gruppe des Nürnberger Meisters Christoph Lindenberger, gest. nach 1573, nicht möglich scheint (IV, 337). Der Hamburger Meister mag also in Nürnberg als Lehrling oder Geselle die Grundlage seines Könnens erworben haben.

Auch die volkstümliche Silberschmiedearbeit des Filigrans hat in dem Bestreben nach größeren Prunkstücken den Schmuckkästchen sich zugewendet, hier aber in kluger Beschränkung auf die Grenzen dieser Handwerksübung einem solchen Kästchen (Tafel 27) die einfachste Form gegeben und nur in der Tonnenwölbung des Deckels größeren Aufwand geleistet. Über den wohl venezianischen Ursprung des Stückes war nichts zu ermitteln.

Neben diesen Kästen nimmt auch eine Gruppe von Kästen eine Sonderstellung ein, die mit Perlmutterplättchen belegt sind. Hatte schon Nicolaus Schmidt in Nürnberg, derselbe Meister, der auf dem größeren Jamnitzerkasten seine Marke eingeschlagen hat, eine Reihe von Schmuckkästchen mit dachartig abgeschrägtem Deckel hergestellt, die lediglich an den Kanten mit seiner Silberschmiedearbeit besetzt sind, während die Flächen ohne architektonische Gliederung mit Perlmuttermosaik belegt und gelegentlich noch mit Juwelenschmuckstücken oder silbernen Rosetten besetzt sind (III, 243, 244, 55, 221), so sehen wir den Leipziger Meister Elias Geyer die gleiche Form von Kästchen mit ähnlicher Silbereinfassung und einer Musterung der Flächen herstellen, die durch in Asphaltgrund eingedrückte Perlmutterplättchen erreicht ist, deren Ornamentik einen auffallenden Anklang an Mauresken hat (Tafel 28). Beide Arten der Flächenverzierung sehen wir auch auf solchen von Torgauer Meistern montierten Kästchen verwendet. In einem seiner Kästchen befinden sich Geräte mit den Marken von Nürnberg. Eine Beziehung zu Nürnberg kann ja die Entstehung dieser Kästchen und der ganzen Arbeit veranlaßt haben, da auch ein von ihm hergestellter hoher Pokal (III, 207, 46) in dem Perlmuttermosaik