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Jamnitzer auch durch andere seiner Arbeiten eine besondere Vorliebe und Begabung bekundet.

Den beiden Jamnitzerkästen kommt an künstlerischer Bedeutung am nächsten der Schmuckkasten aus Ebenholz des Dresdner Goldschmieds Gabriel Gipfel, des aus Nürnberg nach Dresden übersiedelten Meisters (Tafel 25). In formaler Hinsicht nimmt er zwischen diesen beiden Werken die Mitte ein. Der Deckel ist gleichfalls abgewalmt wie der große Kasten Jamnitzers, doch nicht so hoch emporgeführt, um auf dem Abschnitt einen gelagerten emaillierten Putto zu tragen, der als Deckelkrönung zu groß erscheint, anderseits aber wieder zu klein, um den Kasten nur als Sockel der Figur wirken zu lassen. Hiervon abgesehen ist das Werk eines der besten Erzeugnisse der deutschen Goldschmiedekunst. Sein Künstler erstrebt eine farbige Wirkung in der Hauptsache durch Emaillierung und er verwendet als Emailrezipient ausschließlich Gold, dessen Farbe und Glanz noch wesentlich dazu beitragen muß, die Wirkung des Emails zu erhöhen. Um hierfür einen geeigneten Hintergrund zu haben, hat er sich des schwarzen Ebenholzes bedient, das mit seinen Gliedern und Profilen dem farbigen Zusammenklang von Figuren und Ornamenten als Folie dient. Er ist auch zu einer leichteren und graziöseren, aus Pflanzenranken und Blumen gebildeten Ornamentik übergegangen, die am elegantesten zum Ausdruck kommt an den auf den Deckel aufgelegten Goldfüllungen, mit eingeschnittenen Ranken und Vögeln in durchsichtigem Email, während die Wandfelder auf Goldunterlage aufgelegte emaillierte Ranken aufweisen. Seine hohe Kunstfertigkeit äußert sich ebenso an den in den Nischen stehenden verschiedenen „Tugenden“. Wir werden den Künstler noch kennenlernen an den goldenen Fassungen von Bergkristallgefäßen und an goldenen Anhängern, Werken, die den besten Arbeiten aller Zeiten sich ebenbürtig anreihen.

Wie weit verbreitet die Vorliebe für die architektonisch gegliederten Schmuckkästchen war, dafür bildet ein Beispiel der Kasten des Hamburger Goldschmieds Jacob Mores d. Ä. (gest. 1621) Tafel 26. Der Kasten ist aus vergoldetem Kupfer hergestellt und nur die aufgelegten Platten und der Figurenschmuck bestehen aus Silber. Der Meister hat von diesem Stück mehrere Varianten hergestellt. Die farbige Wirkung beruht also auf dem Gegensatz des weißen Silberreliefs mit dem Glanz der Vergoldung der glatten und mit Mauresken etwas wilder Art geätzten Flächen. Auch ist in dem Gegensatz des frei figuralen Schmucks der Architekturglieder und des Reliefschmucks der Füllungen eine