Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 1.pdf/57

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Maria Nosseni (1544–1620) herrührt, nach dessen Zeichnungen Kellerthaler einige Kupferstiche hergestellt hat.

Wie im Lauf des 17. Jhdts. den Geräten und Gefäßen der Silberschmiede ein mächtiger Wettbewerb erstand in den aus edlen Steinarten geschliffenen und geschnittenen Zierschalen und wie dabei das Streben nach farbiger Wirkung noch in aufgesetzten Edelsteinen, Kameen und Gemmen, sowie emaillierten Plättchen und Ranken sich kundgab, so verdrängte diese Geschmacksrichtung auch die Kästen, Schränke und Altäre aus Ebenholz mit aufgelegtem Silberwerk. Sogar bei den Hausaltärchen und sonstigen Andachtstücken kam diese Liebhaberei in Aufnahme. Ein charakteristisches Beispiel hierfür ist das aus dem Ende des 17. Jhdts. stammende Hausaltärchen (Tafel 16), dessen architektonischer Aufbau vollständig übersät ist mit bunten Zierstücken, so daß nur vereinzelt glatte Flächen sichtbar werden. Und wo dies der Fall ist, da wird kostbares Material verwendet, so ist die Wand hinter dem Krucifixus und sind die Säulen aus Lapislazuli, entsprechend sind die Gestalten Christi und von Maria und Johannes aus Korallen geschnitzt, wie auch auf dem aus Perlmutter gebildeten Schweißtuch die Gesichtsmaske Christi. In den einzelnen Feldern des Aufbaues sind auf 12 ovalen Plättchen Szenen aus dem Leben und Leiden Christi in kleinsten Figuren in Email gemalt, daneben sind auf den Hauptstellen geschliffene Farbsteine verteilt und alles übrige ist mit Blumen und Ranken in emailliertem Relief besetzt, woraus am Unterbau ein paar größere Cherubimköpfchen in gleicher Arbeit vorragen. Der Eindruck überladenen Prunkes ist nicht vermieden worden an dem Schaustück, das mehr zum Bewundern als zur Andacht locken soll. Es ist zu Anfang des Jahres 1925 an den Familienverband der Wettiner abgegeben worden. Der gleiche Geschmack kommt auch an einer Gruppe von Zierkästchen zu Geltung, von denen zwei die Marken des Augsburger Goldschmieds Johann Heinrich Mannlich, 1660–1718, tragen, der als der Hauptträger dieser Richtung anzusehen ist.

Von dem Dresdner Silberschmied Hans Kellerthaler besitzen wir als sein Hauptwerk in gleicher Ausführung der Vereinigung von Ebenholz mit silbernen und silbervergoldeten Auflagen und Besatzstücken einen Schmuckkasten auf einem abgetreppten Unterbau (Tafel 17), ein prachtvolles Prunkstück, das in dieser ganzen Gattung von Kunstschränken einen Höhepunkt erreicht, die dann ihren glänzenden Abschluß fand in dem Pommerschen Kunstschrank des Berliner Schloßmuseums, 1617 von dem Augsburger Gelehrten