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die sechs getriebenen Szenen in Relief am Sockel aus der Passion Christi mehr Beachtung.

Wir haben hinreichend charakteristische Zeugnisse dafür, daß zur Zeit der Kurfürsten Christian I. und II. in Dresden und Leipzig Gold- und Silberschmiede für den Dresdner Hof tätig waren, die vor den auswärtigen Meistern in nichts zurückstanden. Ein unerhörter Aufwand wurde nach den erhaltenen Akten hier getrieben in dem Ankauf von Schmuckstücken aller Art bei der geringsten nur sich bietenden Gelegenheit. Leider ist hiervon nur ein sehr geringer Teil noch erhalten. Ebenso ist auch alles der Mode der Zeit zum Opfer gefallen, was als Gebrauchssilber für den Hofhalt benutzt wurde. Erhalten haben sich nur Gegenstände von größerem Aufwand und künstlerischem Wert. Darunter nimmt einen hohen Rang ein der Hausaltar von Hans Kellerthaler, den Kurfürst Christian II. 1607 als erstes Weihnachtsgeschenk für seine Schwägerin Magdalene Sibylle, die neuvermählte Gattin seines Bruders Johann Georg anfertigen ließ (Tafel 15). Der kleine Altar besteht aus einem architektonisch gestalteten Aufbau aus Ebenholz mit ornamentalen und figuralen Auflagen aus Silber und steht auf einem in gleicher Art verzierten hölzernen Wandsockel. Er ist ein Beispiel für eine in Deutschland allgemein verbreitete Geschmacksrichtung, Geräte aus edlen Hölzern mit solchem kontrastierenden Metallschmuck zu vereinen, der außer bei Altären besonders auch bei der Herstellung von Kunstkästchen und Schränken gehuldigt wurde. Das früheste Beispiel eines solchen Hausaltars, ein Werk des Augsburger Silberschmieds Georg Seld von 1492, befindet sich in der Reichen Kapelle zu München, das umfangreichste ist der Altar in der Schloßkirche zu Frederiksborg in Dänemark, eine Arbeit des Hamburger Silberschmieds Jakob Mores d. Ä. von 1606. Auf der gleichen Stufe der Kunstübung steht der Dresdner Hausaltar von 1608, dessen in malerischem Reliefstiel in Silber getriebene Darstellungen in der Predella der Grablegung, im Hauptfeld der Auferstehung und in der Ädikula der Kreuztragung uns eine Vorstellung von der virtuosen Meisterschaft des Dresdner Kunsthandwerkers verschafft, an der wir die stilistischen Merkmale der in der Malerei unter dem Einfluß der Italiener stehenden niederländischen Romanisten erkennen, deren Kunstweise damals an den Fürstenhöfen sich einer hohen Wertschätzung erfreute. Es ist auch möglich, daß die Vorzeichnung zu den Reliefbildern und der Entwurf zu der Architektur des Altärchens von dem am Dresdner Hofe seit 1575 tätigen Architekten Giovanni