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länger war. Jedenfalls dient die Metallfassung dazu, den Angriff zu verlängern, häufig indem die Fassung in einen Rollkopf ausläuft, wie das bei dem Becher der Königin Hedwig von Polen zu sehen ist (Tafel 3).

Daß diese kugelartig geschliffenen Gefäße mit Angriff schon für eine Metallfassung berechnet waren, das beweist ihr Zapfen am Boden, der als Einsatz in den Metallfuß dienen sollte. Der Fuß wird fast stets bei den Gefäßen mit Angriff kurz gehalten. Das Gefäß war wohl zunächst als Trinkgefäß entstanden. Ein Deckel war dazu nicht nötig. Doch bei der mittelalterlichen Fassung ist ein Deckel hinzugefügt worden. Bei dem Becher der Königin Hedwig aus Silber, und zwar ersichtlich später, als die Fassung von Fuß und Angriff. Ein solcher Deckel mag oft entstanden sein, um das edle Gefäß mit weiterem Schmuck zu versehen und um dem Gefäß einen Abschluß zu geben. Er hat aber oft auch seinen Ursprung daher, daß das Gefäß für andere Zwecke bestimmt wurde, daß es nicht mehr als Trinkbecher oder Schöpfbecher zu dienen hatte, wie uns in Ciceros Rede gegen Verres ein Gefäß aus Halbedelstein mit goldenem Griff als Weinschöpfer genannt wird. Die Gefäße sind häufig wie auch der Becher der Königin Hedwig der Kirche gestiftet worden und erhielten damit zugleich auch eine andere Verwendung, sei es als Reliquienbehälter oder als Hostienbüchse oder zu anderem kirchlichen Kultzweck. Dazu war dann auch der Deckel erforderlich. So beweist z. B. an dem kleinen kugelförmigen Gefäß aus Bergkristall der an dem Fuß angebrachte Bischofsstab seine kirchliche Bestimmung (Tafel 3). Der Deckel wiederholt oft die Form des Gefäßes in kleinerem Maßstab, so an dem gotischen Gefäß mit Angriff aus Serpentinstein (Tafel 3). Ein anderes ähnlich auf flachen Fuß gesetztes Gefäß aus zusammengewachsenem Achat und Amethyst hat einen silbernen Deckel erhalten. Sein Angriff, in Silber gefaßt, erhielt ebenso wie der Fuß im 15. Jhdt. einen eigenartigen figuralen Schmuck mit auf Löwen reitenden Männern und Frauen. Die Engelsfigur auf der Fassung des Angriffs läßt erkennen, daß das Gefäß gleichfalls eine kirchliche Bestimmung erhalten hatte (Tafel 2).

Wieder andere solche Steingefäße von hohem Alter sind zwar ohne den Angriff geschliffen, lassen aber durch ihren Zapfen am Boden erkennen, daß sie schon bei der Entstehung in einen Metallfuß eingepaßt werden sollten. In einem Fall ist um 1400 ein solches Gefäß aus Bergkristall durch seine vergoldete Silberfassung zu einer Deckelkanne bestimmt worden (Tafel 2. V, 276), und konnte so als Abendmahlskanne verwendet werden.