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silberne Trinkhorn in Form eines Hirschkopfes aus Tarent, aus dem 5. Jhdt. v. Chr. beweist. Cicero erwähnt gegen Verres ein silbernes Füllen, sollte dies nicht auch als Trinkgefäß entstanden sein und so die Tiere des 16. und 17. Jhdts. in deutschen Sammlungen und im Grünen Gewölbe, die als Beispiele einer jahrhundertelangen Vorliebe für solche Formen erhalten sind, schon in der Antike ihre Vorläufer gehabt haben?

Das Grüne Gewölbe besitzt eine kleine runde Schale aus edlem Serpentin mit einem flachen am Rand abstehenden Angriff (V, 383), bei der die Überlieferung zu Ende des 16. Jhdts. ihren antiken Ursprung bezeugte. Die hohe Wertschätzung ihres antiken Ursprungs wird durch die vornehme Goldfassung und kunstvolle Emaillierung bezeugt, dazu durch die emaillierte Inschrift am Goldrande: vas ex jaspide antiquum Alexandriae Aegypti repertum tali ornamento dignum. Wenn wir der Inschrift Glauben schenken dürfen, dann hat also schon die Antike jene eigenartige Form des Angriffs entwickelt, die wir an mittelalterlichen Gefäßen vielfach vorfinden. Vermutlich ist die Fassung des Schälchens von demselben Meister ausgeführt, der einen Krug mit ähnlichem Angriff am oberen Rand, gleichfalls aus edlem Serpentin, mit einer auffallend vornehmen Fassung versehen hat (V, 385). Ob der Krug gleichfalls eine antike Arbeit ist, oder ob die Form des Angriffs der an dem Schälchen nachgebildet ist, wird wohl schwer zu entscheiden sein. Durch die Marken enthüllt sich als Urheber der Fassung ein Augsburger Meister, nach R 283 vielleicht Philipp Benner, 1573–1634. Der Angriff ist hier ohne Fassung gelassen.

An anderen schon im Mittelalter mit Metallfassung versehenen Steingefäßen, die mehr der Kugelform sich nähern, findet sich ein solcher oder ähnlicher einseitiger Angriff häufig, der gleich aus demselben Stück des Steins mit der Gefäßform zugleich gebildet ist. Zweierlei ist möglich. Das Gefäß kann ein antikes sein, oder die Form ist erst im Mittelalter dem Stein gegeben worden und die Art des Angriffs geht auf die Antike zurück.

Es ist mir gelungen, einen ganzen Wandschrank im Grünen Gewölbe mit mittelalterlichen Gefäßen anzufüllen. Darunter befinden sich einige Gefäße aus Bergkristall und Halbedelsteinen in silbervergoldeter Fassung, deren Steinkörper schon mit einem ähnlichen Angriff versehen ist, der aber nicht am Rand, sondern an der Gefäßwand sitzt. Der Angriff erhält aber ebenso eine Metallfassung, wie das Gefäß selbst. Es bleibt ungewiß, ob von Anfang an das so gemeint war oder ob der stehengebliebene Steinzapfen ursprünglich