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Vernichtung ausgesetzt war. Die Kunstkammer fand daher eine provisorische Unterkunft im Regimentshaus am Jüdenhof. Es ist dann ein Zeitraum von zwanzig Jahren verstrichen, bis man in Dresden daran ging, die Kunstkammer, die nur noch als Magazin, nicht als Aufenthalt zum Genuß der dort aufgestapelten Werke betrachtet werden konnte, in ihre Hauptbestandteile aufzulösen, indem der Anfang damit gemacht wurde, die für das erweiterte Grüne Gewölbe geeigneten Stücke aus ihr zu entnehmen. Dabei kamen die Reste der Kunstkammer 1723 vorläufig in das Japanische Palais.

Die Veranlassung zu der damit begonnenen Auflösung der alten Kunstkammer bildeten die Pläne, die August der Starke auf Grund der auf seinen Reisen gemachten Erfahrungen für eine Reorganisation des Kunstbesitzes seines Hauses gefaßt hatte und zu verwirklichen dachte. In Frankreich, in Spanien, in Italien, in Wien hatte er methodisch angelegte Sammlungen kennengelernt, Gemäldegalerien, Skulpturensammlungen, Kabinette mit Gemmen, Münzen und Medaillen, Sammlungen von Kostbarkeiten des Kunstgewerbes, von wissenschaftlichen Instrumenten, von Naturalien, endlich Bibliotheken und Kabinette für Handzeichnungen und Kupferstiche, in denen der vorhandene Besitz in übersichtlicher Anordnung ungleich eindrucksvoller zur Geltung kam und genossen werden konnte, als es in dem Sammelsurium der heimischen Kunstkammer möglich war. Er hatte zugleich auch beobachtet, daß diese Sammlungen an den Höfen des Auslandes ganz anders, als es an den deutschen Fürstenhöfen bisher üblich war, in den Dienst fürstlicher Repräsentation gestellt waren. Und er hatte gesehen, daß manche Sammelgebiete von seinen Vorfahren, besonders in Hinsicht auf künstlerische Werte, nur in ungenügendem Umfang gepflegt worden waren. Bisher war noch am meisten die Waffensammlung am Dresdner Hof, die Rüstkammer, in ihrer Anlage und Aufstellung begünstigt gewesen, hier waren also kaum erhebliche Änderungen erforderlich.

Zunächst war August der Starke bestrebt, durch den vorhandenen Besitz an Gemälden seinem Hofhalt einen glänzenderen Hintergrund zu geben. Schon im Jahr 1707, also noch in der Zeit, in der kriegerische Verwicklungen dafür durchaus nicht günstig waren, ließ er nicht weniger als 614 Gemälde der Kunstkammer entnehmen, also wohl den größten Teil der dort aufgestellten Bilder oder doch den künstlerisch wertvollsten Teil, um sie in den Redoutensaal und in die anderen Zimmer der Residenz überführen zu lassen. Die Bilder also, die