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Eine ähnliche für den Bedarf des Hofhalts eingerichtete Sammlung war die „Inventionskammer“, die auch wohl unter Kurfürst August gegründet und für die Hoffeste und Aufzüge zu den ritterlichen Spielen der Zeit, die stets in ein phantasievolles Gewand gekleidet wurden, die nötigen Ausstattungs-Gegenstände bereit zu halten hatte.

Eine ebensolche Vorratssammlung war die Silberkammer, über deren Bestand schon ein im Jahr 1443 aufgenommenes Inventar berichtet und deren Entwicklung, ebenso wie die der mit einer reichen Sammlung kostbarer deutscher Gläser ausgestatteten Hof-Kellerei, ô Byrn in seinem anonymen Buch: Die Hof-Silberkammer und die Hof-Kellerei zu Dresden, Dresden 1880, auf Grund eingehender urkundlicher Forschungen bis auf den letzten Bestand eingehend geschildert hat. Außer dem Gebrauchssilber wurden hier auch schon frühzeitig einige Kostbarkeiten aufbewahrt, dann aber, weil die Kammer unverschlossen war, in eine andere Kammer überführt. Ein Inventar von 1469 vermerkt schon in der Silberkammer außer dem Gebrauchsgeschirr Bergkristallgefäße in Silberfassung, Kredenzen und Greifenklauen, Tiere mit Straußeneiern, ferner zwei Kurschwerter, zwei Gesellschaftsstücke der von Kurfürst Friedrich II. 1450 gestifteten „Ritter-Gesellschaft des hl. Hieronymus“, weiter silberne Gefäße, die als Geschenke vom Kaiser in Wiener Neustadt und in Graz und vom König Matthias Corvinus in Preßburg an Herzog Albrecht den Beherzten gelangt waren, endlich Tuch- und Stoffvorräte. Ein späteres Inventar, unter Herzog Georg dem Bärtigen aufgenommen, verzeichnet die Kleinodien, die im Besitz aller Mitglieder der Familien sich befanden, ohne daß ein bestimmter Ort der Aufbewahrung der einzelnen Stücke angegeben ist. Erst das Inventar, das Herzog Moritz 1543 hat aufnehmen lassen, wird als das der „Chammer zu Dresden“ bezeichnet, gemeint ist zweifellos die Silberkammer, die auch unter dessen Bruder, Kurfürst August, und seinen Nachfolgern weiterbestand.

Sie befand sich bis zum Jahr 1701 im alten Teil des Schlosses in einem Raum des Erdgeschosses des südlichen Flügels zwischen dem Tor unter der Laterne, das von dem kleinen in den großen Schloßhof führt, und dem (östlichen) Schloßstraßenflügel. Auch in anderen kurfürstlichen Schlössern befanden sich solche Silberkammern. Außer dem Gebrauchsgeschirr wurden in der Silberkammer zu Dresden auch Kostbarkeiten und Prunkstücke, sowie kirchliche Geräte aufbewahrt. Die einzelnen Gegenstände wechselten gelegentlich den