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Georg II., 1675 ein kunstvolles Schloß von Benjamin Hoppert in Nürnberg für 20 Taler gekauft, 1677 wieder ein geschnittenes eisernes Schloß von Bartholomaeus (?) Hoppert in Nürnberg, 1678 mehrere Luther-Reliquien, zwei Ringe, sein Mundbecher und ein Löffel, sowie seine Hauswehr, 1679 ein Bildnis des Kurfürsten Johann Georg II. an einer Kette aus einem Stück Elfenbein geschnitten von einem Holländer für 50 Taler geliefert. Von ganz besonderer Bedeutung war aber der Ankauf einer Sammlung geschnittener mit Gold und Edelsteinen verzierter Ziergefäße aus Bergkristall und Rauchtopas, für deren Kostbarkeit die hohe Schätzungssumme von über 20 000 Talern ein sprechendes Zeugnis ablegt. Alle diese Stücke sind heute noch teils im Grünen Gewölbe, teils im Historischen Museum vorhanden, die gegossenen Medaillen im Münzkabinett, Uhren und Instrumente im Mathematischen Salon.

Unter Kurfürst Johann Georg III., r. 1680–1691, bestanden die Erwerbungen wieder zumeist in Gemälden, wenn auch diese nicht allzu hervorragend, doch immerhin ein Anzeichen für den jetzt mehr den hohen Künsten zugewandten Sinn der Zeit. Bis zum Ende des Jahrhunderts haben seine Söhne Johann Georg IV.,r. 1691–1694, und August der Starke der Vermehrung der Kunstkammer keine besondere Aufmerksamkeit erweisen können.

Neben der Kunstkammer bestand schon von alters her am Hof zu Dresden, man darf wohl sagen als früheste Sammlung, die „Rüstkammer“, die aber nicht als ein Museum durch Sammlertätigkeit zustande gekommen war, sondern die vielmehr als Vorratskammer für den Bedarf des Hofhalts alle Schutz- und Trutzwaffen, die für die ritterlichen Spiele und auch für den Ernstfall aufbewahrt wurden, vereinigte. Erst unter Kurfürst August mehrte sich auch hier der Bestand an Waffen und Geräten, denen die wachsende Zierfreude der Zeit ein künstlerisches Gepräge gab, und auch hier ist Kurfürst August der erste, der über den Zweck hinaus Freude am Besitz mannigfach verzierter Waffen und Harnische betätigte, während seine nächsten Nachfolger gerade auf diesem Gebiet in großartigster Weise die Sammlung bereichert haben. So war also die früheste Spezialsammlung entstanden, zu der auch am frühesten aus dem Bestand der Kunstkammer eine Ergänzung hinzukam, indem 1690 das zumeist durch Ätzung mit feinster Ornamentik überzogene Gärtnereizeug aus dem Nachlaß des Kurfürsten August (gest. 1586) dem „Stall“, wo die Rüstkammer aufgestellt war, überwiesen wurde.