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und sonst roh gelassen seien, und die im Innern der Gussmauern befindlichen Kanäle, die hochgelegene, nur durch Leitern zu erreichende Eingangsthüre an, was sich alles in gleicher Weise an anderen für römisch erkannten Thürmen in Süddeutschland vorfände. Und wenn man erwägt, dass in der Nähe des Kalsmunt auch römische Münzen gefunden worden sind, dass die steile, das Flussthal beherrschende Höhe nicht weiter als acht Stunden von dem Arctaunum der Römer, der Saalburg zwischen Usingen und Homburg vor der Höhe, entfernt ist, von wo aus man dies äusserste Vorwerk, um an den Ufern des nächsten Flusses festen Fuss zu fassen, verhältnissmässig leicht hat erbauen und besetzen können, so gehört eine solche Conjectur nicht gerade in das Reich des Phantastischen. Dagegen aber ist die Ansicht des berühmten Architekten Schinkel, welche er in einem Briefe an Schulz auseinander setzt, dass nämlich dieser Bau sowie der des Thurmes zu Gelnhausen eine blosse Nachahmung des römischen Styles sein könnte, da die Carolingischen, sächsischen und schwäbischen Kaiser es geliebt hätten, in einem Palatium zu residiren, das wo möglich den alten römischen ähnlich sein sollte, und da diese Nachahmung auch weitere Verbreitung gefunden hätte, bis zur Gewissheit überzeugend.

Wenn die Betrachtung dieses Thurms uns weit in die Vergangenheit zurückversetzt, so führt uns dort die leise zwischen Dill und Lahn aufsteigende Anhöhe zu einem denkwürdigen Tage der neueren Zeit zurück. Denn das ist die Stelle, wo am 15. Juni 1796 Erzherzog Karl der Maas-Sambre-Armee der Franzosen eine siegreiche Schlacht geliefert hat. Diese Anhöhe war der Schlüssel der französischen Stellung, und auf sie hat der Generalissimus, nachdem er den eiligen Rückzug bemerkt, welchen seine Truppen nach einem lebhaften Gefechte im Thal mit Lefevre antraten, am Nachmittage die starke Angriffscolonne anrücken lassen, welche die

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/98&oldid=- (Version vom 1.8.2018)