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zum Besuche war, und sich, wie er schreibt, in der Nacht vorher „an dem mondbeschienenen Thal innig ergötzt hatte.“ Etwa eine Stunde nördlich von Atzbach erhebt sich der Heimberg, auf dessen waldbewachsener Spitze man den Königsstuhl zeigt, die von einer Umwallung umgebene, früher auch mit Steinsitzen versehene Stätte eines alten Forst- und Rügegerichts. Weiter abwärts von Atzbach liegt, gleichfalls am rechten Ufer der Lahn, das Dorf Dorlar. Die auf einer Erhebung malerisch gelegene, von Mauerwerk umgebene alte Kirche gehörte zu dem Kloster Dorlar, welches von Hartrad von Merenberg im Jahre 1297 für Prämonstratenser Nonnen gegründet worden ist. Später wurde mit Einwilligung des Grafen Philipp von Nassau-Weilburg, des Erben derer von Merenberg, dasselbe in ein Kloster für Prämonstratenser Mönche umgewandelt und dem Abte von Rommersdorf untergeben. Als in Nassau-Weilburg die Reformation eingeführt wurde, wurde auch das Kloster aufgehoben und die Kirche dem lutherischen Kultus übergeben. In Folge des Restitutionsedicts vom Jahre 1629 setzten sich die Prämonstratenser wieder in Besitz desselben, wurden jedoch bald durch das Herannahen Gustav Adolphs genöthigt, die Restauration aufzugeben. Der nächste Ort, welchen wir jenseits der Lahn erblicken, ist Waldgirmes, der andere Naunheim, beide zu Hessen-Darmstadt gehörend; sodann tritt, nachdem wir einen Bergvorsprung passirt sind, zur Linken zwischen Obstwäldern das an den Hügel sich anlehnende Garbenheim hervor, welches unter dem Namen Wahlheim durch Werthers Leiden weltbekannt geworden ist, und dem wir deshalb von Wetzlar aus einen besonderen Besuch abstatten wollen. Schräg gegenüber, am jenseitigen Thalrande liegt das preussische Dorf Kleingirmes, dessen Gemarkung den nahen Bahnhof von Wetzlar einschliesst. Unmittelbar nachdem der Zug eine Lahnbrücke passirt ist, läuft er in diesen ein, während hinter

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/87&oldid=- (Version vom 1.8.2018)