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Augen aus, nach Norden und Westen zu hat man eine reizende Aussicht über Giessen und das gesegnete Lahnthal, das von den Bergen des sog. Hinterlandes begrenzt wird. Auch in historischer Beziehung ist der Schiffenberg nicht ohne Interesse. Auf dieser Höhe erbaute Clementia von Gleiberg, Wittwe Gerhards von Geldern, 1129 ein Augustinerkloster und versah dasselbe mit bedeutenden Gütern. Bis im Jahre 1323 besass es dieser Orden, „weil aber die Mönche ein sehr ärgerliches Leben geführet“, wurde es mit Bewilligung der Hüttenbergischen Ganerben, der Isenburger, Limburger, Nassauer und Westerburger, dem deutschen Orden überlassen. Als Commende dieses Ordens bestand es bis zur Aufhebung desselben im Jahre 1809. Einen besonderen Besuch verdient die im Rundbogenstyl im zwölften Jahrhundert erbaute Kirche, welche jedoch jetzt zu anderen Zwecken benutzt wird. Das östliche Gewölbe ist, wie auch die im Schlusssteine desselben eingegrabene Jahrzahl 1516 beweist, jüngern Ursprungs. Bemerkenswerth ist der aus Basalt verfertigte Taufstein der Kirche, sowie zwei alte Glocken, die noch auf dem Thurme hängen. Am Fusse des Schiffenbergs zeigen wenige Spuren noch die Stätte, wo früher das Augustinerfrauenkloster „Zelle“ gestanden hat, dessen übrigens von 1485 an keine Erwähnung mehr geschieht. Schon seit längerer Zeit ist der Schiffenberg für eine Oeconomie eingerichtet, deren Inhaber auch eine Wirthschaft hat, so dass an diesem schönen Punkt der Tourist auch die nöthige Erfrischung findet. Ein vielbesuchter Vergnügungsort in der Umgebung von Giessen ist die eine Stunde oberhalb der Stadt an der Lahn gelegene Badenburg, an welcher die Bahn dicht vorüberführt, die aber wegen des Durchstichs, der hier nöthig geworden, für den Vorüberfahrenden unsichtbar bleibt. An einer mit Buschwerk besetzten Anhöhe liegend, dicht vor sich die Lahn mit einer beschatteten Insel und einer Mühle, bietet sie einen

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/80&oldid=- (Version vom 1.8.2018)