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seinem Nachfolger Ludwig IV. hergestellt und nachmals erweitert. Die später in Marburg ausgebrochenen religiösen Zwistigkeiten schlugen für Giessen zum Vortheile aus. Denn Landgraf Ludwig V. von Hessen-Darmstadt nahm die wegen ihres Glaubens aus Marburg vertriebenen Professoren auf, und gründete in Folge dessen die Universität im Jahre 1607. „In dem nämlichen Jahre“ erzählt der Antiquarius des Lahnstroms, „erhielt sie von Kaiser Rudolph dem Anderen viele treffliche Privilegien und Freiheiten“, dann schildert er ihr Aufblühen folgendermassen: „Sie ist auch in kurzer Zeit in solchen Flor und Aufnehmen gekommen, dass sogar aus fremden Königreichen und fast von allen Orten in Deutschland junge Leute Studirens halber daher kamen. Daher schrieb der berühmte Taubmann zu Wittenberg in einer Epistel an M. Bachmann, damaligen Professor in Giessen, mit diesen Worten: Ut studia literarum apud vos calent. Es lebt und schwebt doch Alles bei Euch!“ Später, im Jahre 1625, wurde, als Marburg dem Landgrafen von Hessen-Darmstadt zugetheilt wurde, die Ludwigsuniversität mit der Philippina vereinigt, jedoch schon im Jahre 1650 wieder, und zwar auf immer, von ihr getrennt. In den Registern ihrer Professoren begegnen wir bis auf die neueste Zeit herab den Namen vieler berühmter Männer in den verschiedensten Fächern der Wissenschaft. – Auch Giessen blieb im Laufe der Jahre von Unglücksfällen nicht verschont; eine durch den Blitz entzündete Feuersbrunst äscherte im Jahre 1560 hundert und sechzig Häuser ein; der Name Brand und Brandgasse erinnern noch an diese Calamität, welche die Stadt betroffen hat. Im dreissigjährigen Kriege war Giessen einer der wichtigsten Punkte des Landes; durch ihre Festungswerke geschützt, war sie eine Zeit lang Residenz der Landgrafen. Auch wurde die Stadt während des ganzen Kriegs nicht vom Feinde eingenommen. Dagegen war sie im siebenjährigen Kriege

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/78&oldid=- (Version vom 1.8.2018)