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Auch wenn wir durch das Portal in das Innere eintreten, empfängt uns dieselbe Würde und einfache Erhabenheit des höchst übersichtlichen Bauwerks. Sechs schlanke Pfeiler auf jeder Seite tragen das Gewölbe dieser herrlichen Hallenkirche, und steigen mit vier Halbsäulen ohne Schaftring empor; schmale Kapitälgesimse mit freiem, sich ablösenden Blattwerk schliessen sie ab. Die Kreuzgurte der Gewölbe haben schon nach gothischer Weise ein birnförmiges Profil. Ein kunstreich gearbeiteter, mit Statuetten von Heiligen versehener Lettner trennt Chor und Centralstelle von den Schiffen des Langhauses und den Querschiffen. Von den Fenstern des Chors leuchtet durch die alten Glasmalereien jenes magische Licht in diesen Theil des Baus herab, das den gothischen Kirchen den eigenthümlichen Zauber des Helldunkels und der Weltabgeschiedenheit verleiht; das Hauptschiff erscheint in hellerem Lichte, da die zerstörten Fenster des Langhauses mit weissen Scheiben versehen worden sind, während noch vorhandene Bruchstücke der alten verwendet wurden, um die Fenster des Chores auszufüllen. Der prachtvolle, aus Sandstein gearbeite Hauptaltar im Chore stammt aus dem Jahre 1290. Er ist mit Standbildern der h. Elisabeth, der h. Barbara und Katharina, der Jungfrau Maria und zweier Engel, des Petrus, Johannes und Franziskus verziert. Im Chore befinden sich auch die Chorstühle der Ritter des deutschen Ordens, welchen dieser Raum vorbehalten war, und unter deren Grabmälern sich das des Grafen August von der Lippe auszeichnet. Der gleichfalls hier befindliche Bischofssitz hat schöne Holzschnitzarbeit, unter andern das Bild der heiligen Elisabeth, die Kirche in der Hand haltend. Das nördliche Querschiff, der sogenannte Elisabethenchor, enthält drei mit Schnitzwerk und werthvollen Gemälden versehene Altäre und die Grabkapelle der Heiligen, welche, älter als die Kirche, noch den romanischen Typus an sich trägt. Die sie verzierenden

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/60&oldid=- (Version vom 1.8.2018)