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schon frühe ein bedeutender Verbindungsweg her, welcher vom Main- und Lahnland nach Westphalen und Norddeutschland führte. Der Sage nach wurde das Raubnest von den geplagten Bauern der Umgegend durch eine List genommen und zerstört. Da sie wussten, dass der Schwerttanz ein Lieblingsschauspiel des Herrn von Weissenfels war, baten sie um Erlaubniss, einen solchen auf dem Burghof aufführen zu dürfen. Willig aufgenommen bemächtigten sie sich ihres Bedrängers, erschlugen ihn und machten die Burg dem Boden gleich. Ein goldenes Rad, das die Burgfrau in die Lahn geworfen, taucht alle sieben Jahre aus dem Grund derselben auf und tanzt eine Zeit lang auf dem Wasser. Auch knüpft sich an den Weissenstein und den naheliegenden Rimberg eine jener Sagen von Riesen, von welchen J. Grimm aus dieser Gegend berichtet. Hier wohnten nämlich zwei Riesen, welche einen gemeinschaftlichen Backofen hatten. Ein Steinwurf des einen zu der Burg des andern war das Zeichen, dass er backen wolle. Nun traf es sich einmal, dass sie gleichzeitig das Bedürfniss dazu hatten; die Steine stiessen in der Luft zusammen und fielen nieder; die zwei Felsstücke liegen noch heute auf dem Felde bei Michelbach, und auf jedem derselben ist eine Riesenhand eingedrückt.

Auf der Anhöhe oberhalb Gossfelden hat man, wie erwähnt, einen freien Blick rückwärts nach dem Hügellande von Wetter, zur Linken auf die grosse, fruchtbare Thalkrümmung mit dem Dorfe Kölbe, und vor sich das Lahnthal hinab, das hier wieder von steilen Bergen enger eingeschlossen wird. Zu Füssen liegt zwischen Obstbäumen das Dorf Wehrda, durch Erinnerungen an die heilige Elisabeth geweiht; denn hier hatte sich dieselbe zuerst eine Zelle erbaut und ihre Tage mit Bussübungen zugebracht. Weiter abwärts tritt auf der rechten Seite des Thals ein Berg hervor, dessen Gipfel von einem stolzen Schlosse gekrönt ist, und am Fusse desselben

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/55&oldid=- (Version vom 1.8.2018)