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findet man eine Anzahl germanischer Grabhügel. Nicht weiter entfernt ist das frei auf der Höhe gelegene Dorf Frücht, das kein deutscher Reisender, welcher diese Gegend berührt, zu besuchen versäumen sollte. Denn hier befindet sich in einer 1835 in gothischem Style zierlich erbauten Kapelle nahe bei der Kirche die Familiengruft derer von Stein, in welcher auch der grosse Patriot und Staatsmann Heinrich Friedrich Karl von und zum Stein neben Eltern und Gattin bestattet ist. Die Grabschrift auf einer Marmorplatte mit seinem Reliefbilde von Schwanthaler schildert in epigrammatischer Kürze den Charakter des grossen Mannes: „Heinrich Friedrich Karl, Reichsfreiherr von und zum Stein, geboren 27. October 1757, gest. 29. Juli 1831, ruhet hier; der Letzte seines über sieben Jahrhunderte an der Lahn blühenden Rittergeschlechtes; demüthig vor Gott, hochherzig gegen Menschen, der Lüge und des Unrechts Feind, hochbegabt in Pflicht und Treue; unerschütterlich in Acht und Bann, des gebeugten Vaterlandes ungebeugter Sohn, in Kampf und Sieg Deutschlands Mitbefreier.“ „Jch habe Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein.“ Auch seine Töchter, die Gräfinnen von Giech und von Kielmannsegge, welche des Vaters edlen, bei ihnen in der umfassendsten Mildthätigkeit sich offenbarenden Sinn geerbt hatten, sind ihm dorthin gefolgt, – Den Rückweg von Frücht kann man durch das sog. Schweizerthal machen, in welchem schöne Felspartien und kleine Wasserfälle uns erfreuen, sowie man auch dorthin über die Promenaden des Malbergs gelangen kann.

Noch einmal zieht das Bild des schönen Kurorts an uns vorüber, wenn wir auf der Eisenbahn durch die reinlichen Anlagen abwärts fahren. Darauf erscheint jenseits der Lahn in anmuthiger Lage Fachbach, dessen Rebenberge einen in neuerer Zeit zu einiger Berühmtheit gelangten Wein hervorbringen. Dann fliegt der Zug

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/232&oldid=- (Version vom 1.8.2018)