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1100 erbaut. Vom Jahre 1160 an wurde Nassau der Hauptsitz der Laurenburger, die sich auch seitdem Grafen von Nassau nannten. Unter Ruprecht II. wuchs die Macht derselben um ein bedeutendes, da derselbe das Gaugrafenamt des Enrichs an sich brachte. Später sehen wir mehrere Glieder des Hauses auch auswärts eine bedeutende Rolle spielen. Graf Heinrich begleitete im Jahre 1161 Friedrich Barbarossa nach Italien; Ruprecht der Streitbare, welcher den grösseren Theil seines Lebens im Kriege, und namentlich in den Feldzügen in der Lombardei und in Palästina an der Seite Friedrichs, der ihn sehr auszeichnete, zubrachte, war auch mit seinem Vetter Walram bei der Gesandtschaft, welche der Kaiser nach Constantinopel vorausschickte, um für die Erfüllung der Bedingungen des mit Kaiser Isaac geschlossenen Vertrags zu sorgen, und dort beschimpft und gefangen gehalten wurde, bis das Herannahen des Kreuzheeres ihnen die Freiheit wiedergab, Ruprecht, der Bannerträger eines Heerhaufens, fiel im gelobten Lande; Walram kehrte zur Heimath zurück, starb aber schon im Jahre 1198. Sein Sohn Heinrich vereinigte so viele Besitzungen durch Erwerb und Erbschaft, dass er der Reiche genannt wurde. „An dem Rheine, der Lahn und der Sieg stand der nassauische Löwe unter ihm aufgepflanzt“. Seine Lehen erstreckten sich bis zur Gegend von Cassel, die edelsten Geschlechter der Lahn sammelten sich um ihn und verliehen seinem Hofe Ansehen und Glanz. Auch stand er Kaiser Heinrich VI. und Friedrich II. nahe. Obwohl in die mannigfachsten Fehden mit Nachbarn verwickelt, – er nahm einmal Erzbischof Dietrich von Trier gefangen – vergass er doch nicht Kirchen und Klöster zu fundiren und zu bauen; sein schönstes Werk ist der Dom zu Limburg. Viele seiner Urkunden sind in Nassau unterzeichnet, weshalb zu vermuthen, dass er sich meist auf dieser Burg aufgehalten hat; wahrscheinlich ist er auch auf derselben

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/215&oldid=- (Version vom 1.8.2018)