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Jahre 993 an das Bisthum Worms. überging. Nach dem Streit, welchen dasselbe mit den Laurenburgern in der Mitte des 12. Jahrhunderts um Burg und Stadt Nassau geführt hatte, blieben beide bei diesen unter Lehenshoheit des Erzstifts Trier. Im Jahre 1323 erhielt der Ort seine ersten Befestigungen, und 1348 verlieh Kaiser Karl IV. demselben Stadtrechte. Jetzt ist Nassau Amtssitz und hat 1400 Einwohner, in welcher Zahl indessen nicht die von Bergnassau mitbegriffen sind, das mit dem im Mühlbachthale gelegenen Dorf Scheuern eine besondere Gemeinde bildet und mit demselben noch 400 weitere Einwohner zählt. An der Stelle der schönen Kettenbrücke, einer der ersten, welche in Deutschland aufgeführt worden sind, stand früher eine steinere, welche im Jahre 1678 brandenburgische Truppen, welche von Franzosen verfolgt wurden, zerstört haben. Das ansehnlichste Gebäude der Stadt, zugleich aber bedeutungsvoll für ganz Deutschland, ist das frühere vom Stein’sche, jetzt Kielmannsegg’sche Schloss; denn hier hat am 27. October 1757 Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom und zum Stein das Licht der Welt erblickt. Wenn wir in den Schlosshof eingetreten sind, nimmt auf der linken Seite ein in gothischem Style aus Quadern errichteter Thurm unsere Aufmerksamkeit in Anspruch; es ist der berühmte Bau, welchen Freiherr von Stein zum Gedächtniss der Befreiung Deutschlands hat herstellen lassen, ein Monument, das, seiner Bedeutung nach einzig in seiner Art, in vieler Beziehung auch bezeichnend für den Charakter des Erbauers ist. Die Worte über dem vorderen Portale desselben: „Eine veste Burg ist unser Gott“ und über dem Eingang vom Schlossgarten her: „Nicht uns, Herr, nicht uns, sondern deinem Namen allein gebühret die Ehre“, offenbaren den Grundton, welcher das Herz des Mannes, der unerschütterlich dem ihn verfolgenden Weltbezwinger entgegenstand, erfüllte, und welcher ihn an der Rettung des Vaterlandes

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/212&oldid=- (Version vom 1.8.2018)