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der Grubenley bei Holzappel einen Blick gethan haben. Zwischen Dies und Weinähr befinden sich mehrere Hütten- und Bergwerke, denn hier zieht sich der Silber und Blei haltende Erzgang von Holzappel her; auch wird der Freund landschaftlicher Schönheiten, welcher das Thal besucht, durch manche romantische Partien belohnt.

Schloss oder Burg Langenau war der Stammsitz derer von Langenau, welche im Jahre 1344 zuerst vorkommen, und von denen wir schon einen Spross, Daniel, als Erbauer der Burg Holenfels kennen gelernt haben. Von der Geschichte ihres Geschlechts ist sonst wenig bekannt, aber eine Sage, welche an die vom Mönche von Heisterbach erinnert, wird von Langenau berichtet. Zu Anfang des sechszehnten Jahrhunderts war Hilger Inhaber der Burg. Als dessen Gemahlin Jutta einst mit ihrem achtjährigen Sohne an der Lahn lustwandelte, wurde sie von einem unbezwinglichen Schlafe überfallen. Sie legte sich nieder, als sie aber erwachte, war der Knabe verschwunden. Alle Nachforschungen blieben fruchtlos. Nach 70 Jahren aber, nachdem Eltern und Geschwister längst gestorben und ein Urenkel Hilgers in Langenau waltete, meldete sich ein Greis am Thore der Burg und gab sich als den vor Jahren verloren gegangenen Junker zu erkennen. Ein silbernes Kreuzlein an seinem Rosenkranz beseitigte jeden Zweifel an der Wahrheit seiner Aussage. Er erzählte, eine Hand habe ihn, wie er einem ungewöhnlich schönen Schmetterling am Ufer der Lahn nachgejagt, in diese hinabgezogen. Als er vom Schlafe erwacht sei, habe eine Fee vor ihm gestanden, und habe ihm, um ihn zu beschwichtigen, alle Herrlichkeiten ihres Schlosses gezeigt. Als sie an einer hohen Gartenpforte angelangt, habe sie ihn sanft hinausgeschoben. Aber während dieses kurzweiligen Spaziergangs waren 70 Jahre verflossen,

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/209&oldid=- (Version vom 1.8.2018)