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die nahe Umgebung, in welcher noch andere höchst besuchenswerthe Punkte sich befinden, aufgesucht hat.

Der waldige Vorsprung, auf welchem die Abtei Arnstein mässig hoch über der Lahn liegt, wird auf der andern Seite von dem hier ausmündenden Dörsbachthale begrenzt. Unmittelbar an dem schroff sich in dieses Thal absenkenden Abhang erhebt sich die stattliche Klosterkirche, in der wir schon von Ferne ein Bauwerk des romanischen Styles erkennen. Ihr zur Seite ziehen sich auf gleicher Höhe über der Lahn die Klostergebäude hin, zum Theil in ruinenartigem Verfalle begriffen. Am Fusse des Vorsprungs blicken aus dem Grün der Bäume die Mauern der uralten Margarethenkirche hervor, der Mutterkirche, wie man sagt, von 72 Tochterkirchen, und der Begräbnissstätte mehrerer Grafen von Arnstein, unter ihnen des Gründers des Klosters, Ludwigs III. Die Geschichte der Stiftung desselben, wie sie ein zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts lebender Mönch erzählt, gibt zu den oft sich wiederholenden Berichten aus dem Mittelalter über plötzlich eintretende Sinnesänderung von roher Kampfbegier und Raublust zu Beschaulichkeit und strenger Busse einen sehr charakteristischen Beleg. Auf der Stelle nämlich, wo heute die Abtei Arnstein sich erhebt, stand früher eine Burg, von Arnold, Gaugrafen über den Einrich, eine Landschaft auf der südlichen Seite der unteren Lahn, und von dem Gründer des mächtigen Geschlechtes der Grafen von Arnstein (Arnoldstein) um die Mitte des eilften Jahrhunderts erbaut, „vnusssprechelychen feste von allen orten, vff eyner syetten hayt sye neyt me dann eynen engen weyck, der was besloessen myt starcken yseren keden vnd regelen.“ Arnolds Nachfolger Ludwig brachte wahrscheinlich durch seine Gemahlin den jenseits des Rheines gelegenen Gau Trechire mit Wesel, St. Goar, Boppart, und Coblenz an sein Haus. Seines Sohnes Ludwigs II. sieben Töchter vermählten sich sämmtlich mit Sprossen

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/204&oldid=- (Version vom 1.8.2018)