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beträchtliche Versendung; es werden jährlich bis zu 300,000 Krügen an ihr gefüllt und weithin, selbst über das Meer verführt. Uebrigens liegt der Brunnen dem Halteplatze nahe genug, dass die Passagiere, wenn, wie zu hoffen steht, die Speculation der Fachinger sich dieses Erwerbszweigs bemächtigt haben wird, auch im Waggon von dem frisch aus der Quelle kommenden, prickelnden Wasser, einem höchst erquickenden Labetrunk an heissen Sommertagen, kosten können.

Unmittelbar unter Fachingen setzt die Bahn wieder über den Fluss; die elegante Gitterbrücke ruht auf Pfeilern von Vilmarer Marmor. Ein Blick von derselben rechts auf die Höhe zeigt das Dorf Altendietz. Nun beginnen die Berge schon bedeutend höher zu werden; wir fahren durch zwei Tunnels, die durch ein prächtiges Waldthälchen, dessen heimliche Idylle man eben noch im Fluge erhascht, getrennt sind. Nach einer kurzen Strecke ist die Bahn genöthigt, wieder auf die linke Seite der Lahn überzuspringen; ein stattliches Schloss erscheint auf der Höhe des Berges; es ist Schloss Schaumburg, das mit seinen aufstrebenden Thürmen und seinem ragenden Neubau majestätisch in das Thal herabschaut. Die Station Balduinstein ist schnell erreicht, und hier lohnt es sich auszusteigen, denn man ist hier an einem der schönsten und interessantesten Punkte des ganzen Lahnthals angelangt. Schon die Lage des mit Resten mittelalterlicher Befestigung versehenen Dorfes Balduinstein dicht an der Lahn zwischen den steilen felsigen Abhängen ist höchst malerisch; aber die Romantik des Bildes gewinnt bedeutend, wenn weiter abwärts wieder Schaumburg hoch auf der Basaltkuppe thronend erscheint, und dann hinter der Felsenecke, die sie bisher verborgen hatte, aus der engen Schlucht über den Häusern des Dorfes die massenhaften gelbgrauen Mauern der Burgruine Balduinstein hervortreten.

Schon der Name des Dorfes und der Burg lässt

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/180&oldid=- (Version vom 1.8.2018)