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des Bodens hin, welche in steilem, oft felsigen Abfall zum Flusse absinkt, nur dass sich hier die Berge bald bis zu dreifacher Höhe erheben, zwischen denen die Lahn in so enger Thalsohle, hinfliesst, dass sie oft die Hälfte derselben ausfüllt. Wegen dieser Bodenbeschaffenheit war früher das Lahnthal von Dietz abwärts bis Nassau nur sehr wenig besucht und bekannt. Die Verkehrsstrasse, die gewaltigen Windungen desselben zur Linken lassend, ging von Dietz über das Gebirg nach Holzappel, und berührte erst eine Stunde oberhalb Nassau wieder die Lahn. Auch der Verkehr auf dieser war vor ihrer Schiffbarmachung und den damit verbundenen zahlreichen Schleussenbauten nur auf die Zeiten beschränkt, wo einigermassen hoher Wasserstand war. Wege gab es an vielen Punkten des Thals nicht; der Tourist musste, wenn er nicht Gelegenheit hatte, auf einem Lahnschiffe die etwas langsame Fahrt hinabzumachen, ganze Strecken den Leinepfad benutzen, oder einfach die gerade Richtung durch die Wiesen einschlagen. Je weniger aber dieser Theil des Lahnthals den Fremden früher bekannt war, um so überraschender war der Eindruck, welchen derselbe auf die Besucher machte, als er dem Weltverkehr plötzlich geöffnet wurde, und der Bahnzug an den waldgrünen Bergwänden, an den schroffen Felsenpartien, den einsamen Dörfern und Höfen, den Kirchen und Burgruinen in gewaltigen Curven und durch zahlreiche Tunnels vorüber führte, und sich dem Auge eine so überaus romantische Gegend in raschem Wechsel zeigte, wie sich so leicht keine zweite in den Seitenthälern des Rheines findet.

Obwohl die Berge unterhalb Dietz erst allmählig zu einer bedeutenderen Höhe emporsteigen, so bieten doch die eine Viertelstunde von der Stadt gelegenen steilen Kalksteinfelsen mit ihren grotesken Gestalten ein nicht gewöhnliches landschaftliches Interesse. Indessen muss

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/178&oldid=- (Version vom 1.8.2018)