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Linien, die nach etwa 150 Jahren durch Vermählung sich wieder vereinigten. Erstere blieb im Besitze der Stammburg, sowie von Zwingenberg und Lichtenberg, und erbaute Rheinfels bei St. Goar sowie Reichenberg, ein in dem bei St. Goarshausen ausmündenden Seitenthal des Rheins gelegenes Schloss, welches durch die Motive maurischer Bauweise, die an ihm hervortreten, kunstgeschichtlich sehr merkwürdig ist. Auch Burgschwalbach und Darmstadt verdanken ihm ihren Ursprung. Von Philipp dem Aelteren, welcher die wieder vereinigten Gebiete beider Linien besass, wird als charakteristischer Zug erzählt, er habe aus hölzernen Schüsseln gegessen; aber seine Genügsamkeit setzte ihn in Stand, grosse Summen zu einer sehr beträchtlichen Erweiterung seines Gebiets verwenden zu können. Nach seinem im Jahre 1479 erfolgten Tode fiel die Niedergrafschaft Catzenellnbogen, wie sie jetzt im Gegensatz zu der im und am Odenwald gelegenen Obergrafschaft gleichen Namens genannt wird, an Hessen; da indessen auch Nassau-Dillenburg Ansprüche auf einzelne Theile derselben erhob, so entwickelte sich der Rechtsstreit, der unter dem Namen des Catzenellnbogen’schen Erbfolgestreits bekannt ist und noch unter dem Landgrafen Philipp dem Grossmüthigen lebhaft betrieben wurde. Im Jahre 1626 kam die Burg mit dem grösseren Theile der Grafschaft an Hessen-Darmstadt, bei welchem Lande sie bis zum Jahre 1803 verblieb. Von der alten, um 1106 erbauten Burg waren übrigens bereits im siebzehnten Jahrhundert nur noch wenige Mauerreste vorhanden; die jetzigen Gebäude, welche von dem Herzoglichen Recepturbeamten bewohnt werden, sind grösstentheils im Jahre 1584 erbaut und ohne kunstgeschichtliches Interesse.

Eine Stunde oberhalb Hahnstätten in einem Seitenthälchen der Aar liegt das Dorf Burgschwalbach mit der noch ziemlich wohl erhaltenen Ruine der vom Grafen Eberhard von Catzenellnbogen 1368–71 erbauten

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/176&oldid=- (Version vom 1.8.2018)