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legte zu Oberhadamar eine Burg an, und liess im Jahre 1324 vom Kaiser Ludwig dem Baier dem Orte Stadtrechte verleihen. Seit dieser Zeit hiess derselbe Hadamar, zuweilen auch Burg Hadamar. Später fiel die Herrschaft und Stadt an Catzenellnbogen, kam aber 1557 durch Erbschaft an Nassau zurück. Im Jahre 1607 entstand die neue Hadamarer Linie, deren Stifter, Graf Johann Ludwig, im Jahre 1629 zum Katholicismus übertrat und denselben im folgenden Jahre auch in seinem Lande wieder einführte. Er trug viel zur Vergrösserung und Verschönerung von Hadamar bei, indem er nicht nur das Schloss, welches im Jahre 1540 sammt der Stadt durch welsche Mordbrenner angezündet worden war, wiederherstellte und an dasselbe noch zwei Flügel anbaute, sondern auch die Stadt beträchtlich erweiterte. Nach dem Erlöschen der neuen Hadamarer Linie im, Jahre 1711 liessen die Glieder der übrigen ottonischen Linien die bereits im Jahre 1650 zum Fürstenthum erhobene Herrschaft Hadamar gemeinsam verwalten, welche, nachdem die Siegener und Dillenburger Linie ausgestorben waren, schliesslich Nassau-Dietz ganz zufiel. Auch Hadamar hatte wie Limburg in den neunziger Jahren viel von der Maas-Sambre-Armee zu erleiden. Jetzt ist die Stadt der Sitz eines Amtes, hat ein Gymnasium und zählt über 2200 Einwohner. Sie hat meist regelmässige Strassen und zwei geräumige Marktplätze. Das bemerkenswertheste Gebäude ist das sehr grosse dreiflügelige Schloss, in welchem sich die Receptur und die Räume des Gymnasiums und einige Privatwohnungen befinden. Die Stadtkirche gehörte den Jesuiten; älter als sie ist die sog. Todtenkirche, jenseits der Elb gelegen; sie ist von 1360–70 von einem Priester aus eignen Mitteln erbaut worden. Auf dem Mönchberge liegt das nach der Restauration im Jahre 1637 errichtete Franziskanerkloster, in dessen Kirche die Gruft der Nassau-Hadamarer Fürsten sich befindet, und dessen Räume jetzt die

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/162&oldid=- (Version vom 1.8.2018)