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Abbildung des Ritters St. Georg über der Thüre alt sei, möchte nach Möllers Ansicht schwer zu entscheiden sein. „Die beiden Figuren über den Säulen“, schreibt derselbe Kunstkenner, „scheinen den Baumeister und die personificirte Wissenschaft, eine weibliche Figur mit einer entwickelten Schriftrolle, vorzustellen. Der Meister, in ähnlicher Tracht wie Peter Vischer auf dem berühmten Sebaldusgrabmale zu Nürnberg, lehnt sich auf seinen Stab und scheint zu horchen, was die Aus- und Eingehenden von seinem Werke sagen.“ Im Innern der Kirche ist noch beachtenswerth der im südlichen Querschiffe sich befindliche Taufstein und im nördlichen das Grabdenkmal Conrad Kurzbolds aus dem dreizehnten Jahrhundert stammend, eines jener Denkmäler, „wo man statt in geraden schweren Falten die Glieder zu verhüllen, das Gewand wie einen leichten Stoff behandelte, der den Bau des Körpers durchschauen lässt und auf der Fläche des Steines unruhige und fasst flatternd bewegte Falten bildet, wo auch das Haar leicht und bewegt in langen Locken fällt, und das Gesicht oft eine lächelnde Miene hat.“ Ausserdem sind noch die Chorstühle beachtenswerth, sowie auch der Domschatz einige Gegenstände von nicht unbedeutendem Kunstwerthe enthält.

Hinter dem Dome liegt auf gleicher Höhe die alte Burg, welche, wie schon erwähnt worden, in einzelnen Theilen noch aus den Zeiten Conrad Kurzbolds stammt. Ausser den gewölbten Räumen in diesen, einer in der Mauer angebrachten Wendeltreppe, welche zu einem unterirdischen Gange führt, der das Schloss mit der Stadt in Verbindung gesetzt zu haben scheint, jetzt aber nur noch eine Strecke gangbar ist, ist nichts Bemerkenswerthes in derselben zu sehen. Die zu Ende des dreizehnten Jahrhunderts (1298) eingerichtete St. Petrikapelle ist ziemlich verfallen und dient zu einem Holzschuppen. In den Räumen der Burg befindet sich jetzt die Herzogliche Receptur. – Die bischöfliche Kapelle, eine langgestreckte

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/158&oldid=- (Version vom 1.8.2018)