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findet man ausser den Wohnungen der Beamten Geschäftszimmer, Arbeitssäle, Hallen und Magazine; besonders aber zieht der in neuerer Zeit über der Quelle erbaute Glaspavillon unsere Aufmerksamkeit auf sich. In diesen Räumen begegnen wir überall einer fabrikmässig regen Thätigkeit, welche sich in das Ausscheiden, in die Wässerung und Füllung, in das Verpropfen, Verpichen und Versiegeln der Krüge vertheilt. Der Selterser Brunnen wird bereits im neunten Jahrhundert erwähnt; im sechszehnten wird in dem „neuen Wasserschatz“ des Tabernaemontanus seine Heilkraft gebührend gewürdigt. Während des dreissigjährigen Krieges wurde die Quelle verschüttet, aber im Jahre 1681 wieder neu gefasst. Aus Schlözers Briefwechsel ist zu ersehen, dass der Brunnen bald nach dem dreissigjährigen Kriege für zwei Gulden 20 Kreuzer, und später für fünf Gulden verpachtet war. In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts stieg sein Pacht von 5,000 auf 8,000 Gulden; im Jahre 1775 soll seine Einnahme, welche Kurtrier zufiel, 60,000 Gulden betragen haben. 1842 hat die Herzoglich Nassauische Domäne 1,500,000 Krüge versendet, und obwohl in neuerer Zeit anderwärts Krüge verfertigt werden, welche, mit künstlichem Selterser Wasser oder mit anderen Säuerlingen von geringerem Gehalte gefüllt, in den Handel kommen, so hat doch diese Speculation dem Brunnen, dessen Wasser sich besonders dadurch auszeichnet, dass es nach noch so langem Transport in alle Himmelsgegenden nichts an seinem Gehalte und seinen Vorzügen verliert, durchaus keinen Eintrag gethan, es hat vielmehr die Nachfrage nach demselben in sehr erfreulicher Weise zugenommen.

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/147&oldid=- (Version vom 1.8.2018)