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liegen in der Gemarkung des Dorfes Niedertiefenbach die reichsten Braunsteingruben des Herzogthums Nassau, deren Ausbeute schon seit Jahren einen sehr beträchtlichen Ausfuhrartikel nach England bildet. Auf einer Anhöhe über diesem Orte liegt Hof Bäselich, früher ein Prämonstratenserkloster, von welchem man über das fruchtbare Hügelland der mittleren Lahngegend eine weite Aussicht geniesst.

Von Steeten gelangt man in einer halben Stunde nach dem Dorfe Dern, das sich in freundlicher Lage an der Lahn hinzieht, in mässiger Höhe von dem aus dem Mittelalter stammenden, zum Theil restaurirten gleichnamigen Schlosse überragt und von dessen schönen Parkanlagen, welche eine weite Aussicht über das Lahnthal, die Mündung des Emsthals und die benachbarten Anhöhen bis zum fernen Taunus hin gestatten, anmuthig begrenzt. Die Burg Dern wird im Jahre 1190 zuerst genannt; das Geschlecht, welches auf derselben hauste, nannte sich Freye von Dern. Jedoch gehörte sie als Landesburg Nassau-Dietz und Weilnau; die Herren von Runkel erhielten 1317 einen Antheil an derselben, wurden aber i. J. 1409 mit Gewalt wieder aus ihr vertrieben. Wie sehr die Freyen von Dern Alles daransetzten, die Burg selbständig zu besitzen, beweist ein Vorfall, welchen die Limburger Chronik erzählt. Friedrich von Dern erstach nämlich 1367 auf seiner Burg den Grafensohn Johann von Dietz, den Erben dieser Herrschaft. Wegen dieses Mordes wurde er auf derselben aufgehoben, nach Dietz geführt und durch das Landgericht auf dem Reckenforst verurtheilt. „Vnd ward dem vorgenannten Freyen sein haupt abgeschlagen, vnd ward begraben von stund an zu Limpurg zu den Barfüsern“. Die Schilderung seiner Person, wie sie die Chronik gibt, „ein vierschützig man, mit einer greisen Kroll, ein breitlecht antlitz mit einer flachen nasen“, spricht eben so wenig für die Schönheit des

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/143&oldid=- (Version vom 1.8.2018)