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Weg eine schöne Aussicht gewährt, so ist diese Seitentour von der Station Aumenau aus sehr empfehlenswerth. Unterhalb Aumenau erweitert sich das Thal; die Bahn schneidet bald mittelst eines Durchstichs, neben welchem grosse grauweisse Plattensteine gebrochen und verarbeitet werden, die Ecke einer vorspringenden Anhöhe ab, um bald über eine elegant von Marmorsteinen erbaute Brücke auf die linke Seite des Flusses zu setzen. Nun zieht sie sich im Bogen unter dem Dorfe Arfurt her; ein weiterer Bergvorsprung wird von einem Tunnel durchbrochen, und dann erreicht der Bahnzug in wenigen Minuten die Station Vilmar. Der Flecken Vilmar mit seiner stattlichen Kirche und den um dieselbe liegenden, lang sich dehnenden herrschaftlichen Hofgebäuden liegt jenseits des Flusses, und zieht sich vom Thale die sanfte Anhöhe hinauf. Die neu angelegten, mit kleinen Häusern besetzten Strassen erinnern an die grosse Feuersbrunst, welche vor mehreren Jahren über hundert Gebäude in wenigen Stunden einäscherte. Der Ort, welcher jetzt über 2000 Einwohner zählt, kommt schon im Jahre 1053 als königliche Villa Vilimar oder Grossvilmar vor, welche Kaiser Heinrich III. an das Mathiasstift zu Trier schenkte. Die nachmaligen Vögte, die Herren von Isenburg, zogen Mauern um den Ort und legten eine Burg bei demselben an. Doch mussten sie ihre Rechte bald mit den Grafen von Dietz theilen. In einer Fehde, welche im Jahr 1349 die mit den Westerburgern verbündeten Herren von Isenburg mit Trier hatten, belagerte Erzbischof Balduin Vilmar und nöthigte es zur Uebergabe. Zehn Jahre später wurde es abermals wegen Landfriedensbruchs von dem Erzbischof von Trier, den Rheingauern und den Wetterauischen Städten belagert und nach der Einnahme zerstört. In dieser Belagerung zeichneten sich die Frankfurter gerade nicht zu ihrem Ruhme aus. Die Limburger Chronik erzählt

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/137&oldid=- (Version vom 1.8.2018)