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eingezogen und an den Fürsten Wenzel Eusebius von Lobkowitz übertragen. Erst 1648 kehrte Graf Ernst Casimir aus seiner Verbannung von Metz nach seinem Stammsitze zurück. Dem Enkel dieses Grafen, dem ersten Fürsten von Nassau-Weilburg, Johann Ernst, († 1718 zu Heidelberg) verdankt die Stadt sehr viel; denn er ist es, welcher derselben im Wesentlichen die Gestalt gegeben hat, in der wir sie jetzt noch sehen. Er ist der Erbauer der umfangreichen neueren Theile des Schlosses und der Schöpfer des ebenso schwierig anzulegenden, wie anmuthigen Schlossgartens. Der Antiquarius des Lahnstroms rühmt daher auch gebührend dessen Verdienst, indem er sagt: „der vormalige Graf Johann Ernst hat auf das dasige Schloss, Garten und andere öffentliche Gebäude mehr nicht wenige Kosten verwendet, so dass man sich billig darüber verwundern muss. Das Schloss ist sonderlich wegen seiner zierlichen Bauart, und wegen seiner überaus kostbar möblirten Zimmer, in Gleichen wegen des darinnen befindlichen angenehmen Orangeriehauses, wegen des prächtigen Marstalles, wegen des Reithauses und anderer Gebäude mehr nicht wenig sehenswerth.“ Auch der daran stossende zierliche Schlossgarten „mit seinen schönen Statuen, Vasen, Gallerien, Springbrunnen, Alleen, schönen Bäumen und anderen raren Gewächsen“ findet seinen vollen Beifall. Und wenn man erwägt, dass derselbe auf einem uneben hinlaufenden Felsen angelegt wurde, von welchem abgebrochen werden musste, um anderwärts aufzufüllen, so kann man nicht umhin, dem Unternehmungsgeist und der Beharrlichkeit seines Gründers Anerkennung zu zollen. Auch die stattliche Kirche und neben ihr das Rathhaus sind vom Fürsten Johann Ernst erbaut worden, 1711. Einen Blick in die Kosten der vielen und bedeutenden Bauten und Anlagen hat aber Johann Ernst der Nachwelt nicht vergönnt, denn er soll, wie der Antiquarius des Lahnstroms berichtet,

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/126&oldid=- (Version vom 1.8.2018)