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ohne Verlust eines einzigen Mannes wieder erobert, ausser dass wohlgedachter Herr Obrister selbst mit einem grossen Stein, doch ohne Gefahr, auf den Kopf war geworfen, sein Sattelknecht aber durch den Kopf geschossen worden.“ Im Jahre 1679 wurde das Schloss durch eine Feuersbrunst, welche im Kamine des Wachthauses entstanden war, fast ganz und dazu ein Theil der Stadt eingeäschert; auch das Archiv wurde zum grossen Theil ein Raub der Flammen. Damals regierte Graf Heinrich Trajectinus, einer der bedeutendsten Männer aus dem Solmsischen Geschlecht, der Begleiter Wilhelms III. von Oranien und der tapfere Kriegsheld, welcher in der Schlacht bei Neerwinden 1693 den Heldentod gefunden hat. Seine Leiche wurde in der Schlosskirche beigesetzt. Nach seinem Tode ging die Herrschaft auf die Greifensteiner Linie über; Wilhelm Moritz, ein sehr thätiger Herr, setzte den Wiederaufbau des Schlosses fort, sorgte eifrig für Industrie, und legte Eisenhütten und Hämmer an. Sein Sohn und Nachfolger Friedrich Wilhelm erhielt im Jahre 1742 die Würde eines Reichsfürsten. Im Jahre 1848 wurde Schloss und Stadt Braunfels der Schauplatz zügelloser Bauerntumulte, welche nur durch Militär, das man von Coblenz requirirte, unterdrückt wurden, doch nicht ohne dass fünf Bauern zum Opfer fielen.

Wenn man die Station Braunfels eben verlassen hat, zeigt sich das von ihr eine Viertelstunde entfernt gelegene Städtchen Leun jenseits der Lahn in anmuthiger Lage. Dasselbe kommt schon im Jahre 912 unter dem Namen Linna vor. Kaiser Friedrich IV. verlieh dem Orte Marktgerechtigkeiten und Graf Heinrich Trajectinus erhob ihn zur Stadt im Jahre 1664. Seine Einwohner (circa 1000) ernähren sich übrigens meistens vom Landbau, und da er mehreremale von bedeutenden Feuersbrünsten heimgesucht worden ist, so trägt er das Gepräge eines alten Städtchens nicht an sich. Von Leun aus erreicht man in einer Stunde die Dianenburg, ein auf

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/117&oldid=- (Version vom 1.8.2018)