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dreiviertel Stunden. Derselbe führt durch das Möttbachthal und durch den Wildpark, in welchem man, wenn man glücklich ist, das seltene Schauspiel von Rudeln rasch dahinfliegender oder ruhig ässender Hirsche geniessen kann. Bald zeigt sich in höchst pittoresker Lage auf steiler Bergkuppe das thurm- und zinnenreiche Schloss Braunfels, und um dasselbe herum, zum Theil hinter dichten Baumgruppen die Stadt gleichen Namens. Schloss Braunfels, die Residenz des Fürsten von Solms-Braunfels, bewahrt in seinen beträchtlichen Dimensionen, welche es zu einem der bedeutendsten Schlösser in den Rheinlanden machen, umsomehr auch den Charakter imponirender Alterthümlichkeit, da die in neuerer Zeit unternommenen grossartigen Neubauten ebenfalls im Style des Mittelalters aufgeführt sind. Die Stadt, welche ungefähr 1500 Einwohner zählt und der Sitz der Justiz- und Verwaltungsbehörden für das Fürstenthum ist, und in der Wasser- und Fichtennadel-Heilanstalt des Dr. Zimmermann ein vielbesuchtes Bad besitzt, ist zum Theil in den äusseren Bering des Schlosses hereingezogen. Der steile Aufgang zu demselben von dem mit einem Denkmale zu Ehren des Fürsten Wilhelm geschmückten Marktplatze führt nach dem Thorweg, durch welchen wir unter der Schlosskirche her in den von den gewaltigen Hauptgebäuden umgebenen Schlosshof gelangen. Zu den Sehenswürdigkeiten des Schlosses gehört vor allen der vom Fürsten Ferdinand im älteren Theile desselben restaurirte Rittersaal. Zahlreiche, zum Theil sehr schöne Ahnenbilder des Solmsischen Hauses schmücken seine Wände; auch andere Gemälde und Kupferstiche, mittelalterliche Kunstschätze und Geräthschaften, besonders aber Rüstungen mit allen dazugehörigen Schutz-und Angriffswaffen versetzen uns in die Zeiten des Mittelalters. Ausserdem befindet sich im Schlosse noch eine besondere, vom Fürsten Wilhelm angelegte, und von seinem Sohne, dem Fürsten Ferdinand, vervollständigte

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/112&oldid=- (Version vom 1.8.2018)