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in diesem Augenblicke meine liebe Mutter verschieden sein.“ Auch wohnte ihr der Sage nach die Macht bei, selbst die erbittertsten Feinde zu versöhnen und wilde Thiere durch ihren Blick zu bändigen. Unter den Nachfolgerinnen der Gertrudis begegnen wir oft den Namen Solms und Nassau, von welchen Häusern auch das eine oder das andere die Schutzherrschaft über das Kloster übte, während in geistlicher Beziehung dasselbe dem Abte von Rommersdorf untergeben war. Im dreissigjährigen Kriege erlitt es manche Drangsale namentlich durch Buttlers Schaaren. Im Jahre 1646 wurde es noch einmal von den Schweden geplündert; die Gebäude wurden zerstört und die Viehheerden weggetrieben.

Dem von Albshausen auf der Bahn abwärts Fahrenden zeigt sich rechts jenseits der Lahn in freundlicher Lage Obernbiel, der Stammort der Herren von Biel, von deren Burghaus sich noch wenige Mauerreste bei der Kirche vorfinden. Bald erscheint links, etwas abseits an der Solmsbach gelegen, das Dorf Burgsolms. Aus den Häusern des Ortes ragt eine dunkle Mauer, der Rest der früher dort befindlichen Burg gleichen Namens, empor. Sie gehörte einer früheren Linie des Solmsischen Geschlechtes an, und wird von Einigen sogar für die Stammburg des Solmsischen Hauses angesehen. Uebrigens ist nichts historisch Merkwürdiges von ihr zu berichten; aber es knüpft sich an sie eine ähnliche Sage, wie sie von Weinsberg zum Preise der Frauen erzählt wird. Als nämlich im Jahre 1384 die Burg von Otto von Braunfels und den mit ihm verbündeten wetterauischen Reichsstädten belagert und zerstört wurde, soll die Gemahlin des Grafen von Solms, Johann II., genannt Springsleben, vorher mit den Belagerern den Vergleich ausgewirkt haben, alles mit sich nehmen zu dürfen, was sie mit Hülfe ihres Hundes aus der Burg heraustragen könne. Dieser erschien nun, sich als ein gewaltiges Exemplar des Hundsgeschlechts ausweisend, mit den

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/110&oldid=- (Version vom 1.8.2018)